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Meinung: „Man darf Merkel nicht unterschätzen“

Wohin sie kommt – sie macht einen guten Eindruck. Monika Grütters, neue CDU-Bundestagsabgeordnete und Fachfrau für Kultur und Wissenschaft, ist der Beweis dafür, dass man es sogar in der Berliner CDU zu etwas bringen kann.

Wohin sie kommt – sie macht einen guten Eindruck. Monika Grütters, neue CDU-Bundestagsabgeordnete und Fachfrau für Kultur und Wissenschaft, ist der Beweis dafür, dass man es sogar in der Berliner CDU zu etwas bringen kann. Die Hauptstadt-Union mag auf viele kiezfixiert und provinziell wirken – von Universitätspräsidenten und aus dem Kulturbetrieb hörte man trotzdem nie Schlechtes über ihre Ansprechpartnerin im Berliner Abgeordnetenhaus. Zehn Jahre hatte sich Grütters um die beiden großen Berliner Kostenverursacher gekümmert, die doch so wichtig sind für die Stadt: Berlin ohne Hochschulen, Opern, Theater wäre eine ausgemergelte Industrie- und Verwaltungsstadt. Interessenwahrung, Bestandsschutz, Werbung für das, was da ist – Grütters war damit immer glaubwürdig, weil bei ihr immer auch Freude oder Zorn zu spüren waren, je nachdem, ob es mal einen Erhaltungserfolg zu feiern oder einen Kürzungsbeschluss auseinander zu nehmen galt.

Da ist die Literatur- und Kulturhistorikerin bei sich geblieben. Sie kommt, das hört man, aus Münster, Westfalen, hat in Bonn studiert und ist nach Berlin gezogen. Weil sie keine Berührungsangst vor den beschädigten Seiten der Stadt hatte, lebte sie eine Weile in Wedding. Sie gehörte zu den Zöglingen von Klaus Landowsky, als der noch Fraktionschef und Bankvorstand in einer Person war. Wer sie schlecht reden will, erinnert daran, dass sie ihren Job bei der Kulturstiftung der Bankgesellschaft dem patenhaften Landowsky verdanke – dabei ist das so lange her, dass man fairerweise sagen sollte: Sie hat ihre Chancen genutzt. Als die Berliner CDU sie zur Spitzenkandidatin im Bundestagswahlkampf machte, hatte Landowsky schon lange nichts mehr zu sagen in der Berliner Politik.

Monika Grütters wahlkämpfte offenherzig wie erfolglos im fernen Osten Berlins, in Hellersdorf-Marzahn. Das ist für die CDU Diaspora, doch Angela Merkel dürfte Frauen schätzen, die sich durchzusetzen wissen: freundlich, entschieden und zielbewusst. Jetzt, mit 44 Jahren, macht Grütters, was sie gerne machen wollte – Kulturpolitik im Bundestag. Zurzeit besucht sie ihren Bruder in Sudan, da bringen sie ein paar Berliner Parteifreunde mal wieder als Retterin der Partei aus der Berliner Kandidaten-Not ins Gespräch. Grütters gegen Wowereit? Es wäre nicht sehr frauenfreundlich, legte Angela Merkel ihr das nahe.

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