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Mehr Baustelle als Schule: Rektor Rainer Leppin steht vor der maroden Fichtenberg Oberschule in Zehlendorf.

© Kitty Kleist-Heinrich

Marode Schulen in Berlin: Bildung ist eine Frage des Geldes

In Berlin verfallen viele öffentliche Schulen – dadurch vertieft sich die soziale Spaltung. Bildung und die Rahmenbedingungen dafür sind zu einer Frage des Geldes geworden. Wer es hat, kann sich besser ausgestattete, private Schulen leisten. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Armin Lehmann

Wenn es um Kinder geht, zeigt die Berliner Politik Züge von Schizophrenie. Wäre die Bildungspolitik der Stadt ein Mensch, sie hätte eine sehr gespaltene Persönlichkeit. Sie meint es gut und macht es schlecht. Ein kleines Beispiel zur Einstimmung: Am Wochenende hat der Bezirksbürgermeister von Steglitz-Zehlendorf, der selbst lange Bildungsstadtrat war, Pokale an fünfjährige Fußballer überreicht – in einer Halle, in der die Kinder, die darin spielen oder trainieren, das Wasser seit einigen Monaten nicht trinken dürfen. Der Eisengehalt ist zu hoch!

CDU-Mann Norbert Kopp tat einfach so, als gehe ihn das nichts an, und spielte den Bezirksvater. Und hat nicht gerade erst die Öffentlichkeit erfahren, dass der Schlüssel der Kita-Erzieher pro Kind in Berlin bundesweit der schlechteste ist? Hieß es nicht immer, da sei Berlin wirklich Spitze?

Der Verein, der vor allem in der besagten Halle trainiert, möchte nicht über das Thema Trinkwasser reden: Lieber kein Trinkwasser, als die ganze Halle geschlossen! Das wäre die Konsequenz, weil die Rohre völlig veraltet sind. Und natürlich, weil kein Geld für die Sanierung vorhanden ist.

Kein Geld! Das ist in Berlin immer das einzige Argument, wenn man nicht weiter weiß. Dazu ein Schulterzucken, nach dem Motto: So schlimm ist es ja nun auch wieder nicht. Als Bürger hat man schon ein schlechtes Gewissen, wenn man es irritierend findet, dass beispielsweise die einzige Schule für geistig behinderte Kinder in Berlin seit 2014 Legionellen in ihrem Therapiebad hat. Und nichts passiert.

Es gibt so viele Beispiele, traurige, unfassbare Geschichten

Auch auf die Gefahr, dass man es immer und immer wiederholen muss: Bei diesem Thema lautet die Wahrheit, dass Bildung und die Rahmenbedingungen dafür ausgerechnet in dem so lange schon sozialdemokratisch regierten Berlin eine Frage des Geldes sind! Wer es hat, kann sich besser ausgestattete, private Schulen leisten.

Die maroden Schulen und Sporthallen, die Kosten von rund zwei Milliarden Euro verursachen, sind längst ein mindestens so großes Symbol für das politische Versagen wie der BER. Immer wieder hören wir seit Jahren diese kaum noch zu ertragende Phrase, wie wichtig doch die Bildung sei und dass unsere Kinder – ja, wer denn sonst? – die Zukunft seien. Die Realität zeigt Kindern und Jugendlichen dagegen ständig die lange Nase.

Großes Geld fürs kleine Geschäft: Jan Stöß besucht eine Grundschule in Wedding.
Großes Geld fürs kleine Geschäft: Jan Stöß besucht eine Grundschule in Wedding.

© dpa

Es gibt so viele Beispiele, traurige, unfassbare Geschichten: Wie kann es sein, dass eine Schule, die gar keine Sporthalle hat, seit mehr als sieben Jahren auf eine wartet? Wie kann es sein, dass es in vielen Schulen nicht einmal Thermostate gibt, so dass Räume erst auf 25 Grad aufgeheizt werden, um die Temperatur bei offenem Fenster zu senken? Wie kann es sein, dass allein die Gefahr besteht, Fenster könnten rausfallen, dass Schimmel sich ausbreitet, der Putz am gesamten Schulgebäude nur noch von der Farbe gehalten wird?

Es ist und bleibt ein Skandal, dass die Politik nicht endlich nachhaltig handelt. Das beschlossene Toilettensanierungsprogramm reicht ebenso wenig wie das vorhandene, gut gemeinte Schul- und Sportstättensanierungsprogramm. Wer jetzt nicht ernsthaft saniert, nimmt fahrlässig Unfälle in Kauf.

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