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Mathematik-Prüfungen in Berlin: Gewaltige Zahlen

28.000 Schüler müssen ihre Mathematik-Arbeit neu schreiben, weil einige geschummelt haben. Das ist eine monströse Vorstellung. Jene, die jetzt die Aufgaben gelöst haben, könnten bei der Wiederholung reinrasseln. Ist das gerecht?

28.000 Berliner Schülerinnen und Schüler haben die Mathematikarbeiten für den Mittleren Schulabschluss geschrieben. Einige unter ihnen kannten die Aufgaben vorher und freuten sich darüber offensichtlich schon während der Prüfung so deutlich, dass es den Lehrern auffiel. Wie Jugendliche in einem dutzend Schulen in den Besitz der Aufgaben kamen, weiß bis zur Stunde niemand. Wie viele den Nutzen hatten, ist auch unbekannt. Bildungssenator Zöllner geht von einer „gewaltigen Zahl“ aus. Diese Definition liegt so gewaltig im Ungefähren, dass man viel hineindeuten darf. Heißt das 100? Oder gar 1000? Egal, die Verwaltung will, dass alle 28.000 die Arbeit neu schreiben. Das ist eine monströse Vorstellung. Jene, die jetzt die Aufgaben gelöst haben, könnten bei der Wiederholung reinrasseln. Ist das gerecht? Nein, denn so würden Unschuldige bestraft, was eines Rechtsstaates unwürdig ist. Etwas anderes wäre angemessen: Die Täter – die die Daten wie auch immer entwendeten – suchen, die Nutznießer laufen lassen. Sind sie dumm, werden sie später über eine andere Aufgabe stolpern. Können sie ihr Leben hingegen erfolgreich meistern, tilgt die Praxis eine lässliche Sünde. Großmut nennt man das. Lernt man in Ethik und in Reli. apz

Gerd Appenzeller

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