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Meinung: Matthies meint: Das ganze Leben zum halben Preis

Diese Glosse ist eigentlich völlig umsonst, weil Sie sie sowieso nicht lesen. Denn Sie sitzen jetzt ja nicht am Frühstückstisch und gucken in die Zeitung, sondern stehen seit Stunden zitternd an Position 506 in einer kilometerlangen Warteschlange vor ihrer Bankfiliale.

Diese Glosse ist eigentlich völlig umsonst, weil Sie sie sowieso nicht lesen. Denn Sie sitzen jetzt ja nicht am Frühstückstisch und gucken in die Zeitung, sondern stehen seit Stunden zitternd an Position 506 in einer kilometerlangen Warteschlange vor ihrer Bankfiliale. Heute ist der Tag, an dem wir endlich - endlich! - unmittelbaren Kontakt aufnehmen dürfen zu den neuen Münzen, und da sind ein paar Entbehrungen sicher nicht zuviel verlangt. Die Franzosen, die eh mehr von schönen Leben verstehen, haben schon am Freitag - noch vor Sonnenuntergang - die Vorräte geräumt, und sogar japanische Touristen wurden beim Euro-Kauf gesehen. Das ist ein Vertrauensbeweis, der sich sofort auch im Dollarkurs niederschlug: "Die Leute mögen das Zeug", sagten die Devisenhändler in der Wall Street und orderten eimerweise. Ja, uns steht ein Ansturm bevor, und nicht wenige werden das erste Tütchen mit Euros in die Vitrine neben die Mauerbrocken legen, deutsche Marksteine gewissermaßen. Ein wenig müssen wir den Überschwang der Gefühle dennoch bremsen: Es ist zwar richtig und wichtig, dass man den richtigen Eurobetrag ermittelt, indem man die Summe in Mark ungefähr durch zwei teilt. Falsch ist aber, dass wir am ersten Januar den Bundestag halbieren dürfen. Auch Körpergewicht und Arbeitszeit können nicht durch zwei geteilt werden, und auch das Alter bleibt wie die Schulden bei der Bank: zu hoch. Kein Grund zur Europhorie.

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