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Meinung: Matthies meint: Hertha 06

Der Begriff stammt aus dem Großen Schrempp und wirkt seit etwa 3000 Jahren ein wenig verschlissen: Inzwischen hält sich jeder Tätowier-Unternehmer mit Internet-Anschluss für einen global player. Jetzt bringt die blau-weiße Hertha Leben ins Klischee.

Der Begriff stammt aus dem Großen Schrempp und wirkt seit etwa 3000 Jahren ein wenig verschlissen: Inzwischen hält sich jeder Tätowier-Unternehmer mit Internet-Anschluss für einen global player. Jetzt bringt die blau-weiße Hertha Leben ins Klischee. Sie plant laut einer Agenturmeldung "den Aufstieg zum global player". Das war vor dem Heimspiel gegen den Club mit dem prophetischen Namenszusatz 04. Sah man es nicht richtig vor sich, wie Deisler und Alves einen nach dem anderen reinhauen, rastlos pendelnd zwischen Olympia-Stadion, Wolfsburg und Wladiwostok? Doch die Packung gegen Schalke vom Sonnabend bestätigt: Hertha will nicht hoch genug hinaus. Die geplante Umwandlung des Vereins in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien greift zu kurz - was bereits die Niederlage gegen Dortmund (Aktiengesellschaft) gezeigt hatte. Nicht mehr auf den Unparteiischen kommt es an, sondern auf die Analysten, die den Trainer auf "Outperformer" stufen können oder den Torwart auf "Halten". Was ist das Torverhältnis gegen den Börsenkurs? Eines Tages wird unsere Hertha begreifen, sich den globalen Tendenzen nicht länger verweigern und in internationale Übernahmeschlachten einsteigen. Die lokale Fusion mit Union 06 kann nur der Beginn sein; es folgen alsbald die feindliche Übernahme von Bayern München, der Mega-Merger mit Real Madrid und der Sprung in die brasilianische Liga. Ja, Freunde: Am Ende dieser notwendigen Globalisierung wird es nur noch fünf oder sechs Vereine geben. Verdammt langweilig für die Tabelle - aber das hat Daimler-Chrysler ja auch nicht gekümmert.

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