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Meinung: Matthies meint: Ich surfe, also bin ich

Moderne Mythen, Teil 5678: Das Internet. Jobmaschine?

Moderne Mythen, Teil 5678: Das Internet. Jobmaschine? Technologieträger des 3. Jahrtausends? Oder nur eine Zeit vernichtende Methode, Probleme zu lösen, die es ohne das Internet überhaupt nicht gäbe? Zurzeit ist die Lage ziemlich eindeutig. Die Aktien des Neuen Marktes sind ungefähr so viel wert wie Anteile an den deutschen Dampfmaschinenfabriken, und schon schlägt als jüngste Hiobsbotschaft die bedenkliche Ignoranz der britischen Senioren ins elektronische Kontor: 89 Prozent der Engländer über 60 seien noch nie im Internet gewesen, teilt uns eine Nachrichtenagentur mit, ziemlich entgeistert im Stellen-Sie-sich-das-mal-vor-Ton. Schlimmer noch: Mehr als 58 Prozent hätten nicht einmal Zugang zu einem Computer. Ausrufungszeichen! Nun denken wir mal umgekehrt. Was machen elf Prozent der Briten über 60 im Internet? Das ist ein mächtiger Haufen Leute, Mitglieder des Oberhauses, Kronanwälte womöglich, erfahrene Butler, arbeitslose Bergarbeiter, am Ende sogar die Queen Mum. Klick, schalten sie den Computer ein, surfen über die Untiefen der Erotik, chatten ein wenig über Prinz Charles, bestellen CDs von Bon Jovi und Metallica und schauen, wenn ihr Deutsch reicht, bei Günter Jauch nach, wie man Millionär wird. Vielleicht schicken sie aber auch nur den Enkelchen eine Botschaft: Ich surfe, also bin ich. Ohne das Internet müssten sie telefonieren. Schockierend! Lesen Sie morgen: Nur zwei Prozent der Deutschen über 90 haben eine eigene E-Mail-Adresse.

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