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Meinung: Matthies meint: Kabelsalat II

Wieder einmal hat das Monster Globalisierung seinen gefräßigen Schlund geöffnet, und es faucht diesmal so nahe an uns allen wie noch nie. Das deutsche TV-Kabelnetz, gezogen einst von der netten Bundespost, gehört bald einem amerikanischen Unternehmen namens Liberty Media, und wir fragen uns natürlich, was dieser Name zu sagen hat.

Wieder einmal hat das Monster Globalisierung seinen gefräßigen Schlund geöffnet, und es faucht diesmal so nahe an uns allen wie noch nie. Das deutsche TV-Kabelnetz, gezogen einst von der netten Bundespost, gehört bald einem amerikanischen Unternehmen namens Liberty Media, und wir fragen uns natürlich, was dieser Name zu sagen hat. Ist er Wahrheit? Böse Ironie? Und was wollen die Amerikaner mit ein paar Millionen Kilometer Strippen, die unwiederbringlich in deutscher Erde verbuddelt sind? Es geht, psst, um die Informationshoheit. Wir stellen uns das so vor, dass jedes Mal, wenn bei einem deutschen Sender das Wort "Rinderschmorbraten" fällt, im Kabel automatisch "Doppelwhopper" eingewechselt wird. Gibt es Fußball, laufen plötzlich ein paar Kerle mit Baseballkeulen auf das Feld, und wenn Joschka Fischer mal was Kritisches sagt, dreht ihm Condoleezza Rice lächelnd den Saft ab. Später folgt dann, was wir gegenwärtig in einer Videothek in Salt Lake City beobachten: Dort schneidet der Besitzer aus allen Filmen Sex, Gewalt, Schimpfwörter und Gotteslästerungen heraus und verleiht die stark gekürzten Werke dann an seine Kunden. Für Deutschland heißt das beispielsweise, dass die beliebten Schimanski-Wiederholungen in je drei Minuten erledigt sind; die restliche Zeit wird "Susi und Strolch" gezeigt. Nie wieder "Leck mich am !" Halt: Was ist das jetzt? Leck mich am ! Sehen Sie: Jetzt fängt es auch schon in den Zeitungen an.

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