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Meinung: Matthies meint: Um Thierses Bart

Es gibt die alte Wiener Geschichte vom Opernfan, der sich einmal begeistert so weit aus seiner Loge lehnte, dass er kopfüber ins Parkett stürzte. Peinlich!

Es gibt die alte Wiener Geschichte vom Opernfan, der sich einmal begeistert so weit aus seiner Loge lehnte, dass er kopfüber ins Parkett stürzte. Peinlich! Um seinen Fehler nicht zugeben zu müssen, fiel er fortan immer mal wieder runter: Ein richtiger Opernbegeisterter mache das eben so. Wahr oder unwahr? Egal: Wir müssen immer dran denken, wenn mal der Zauselbart des Bundestagspräsidenten aufscheint. Einst war er Symbol der demokratischen Ungebärdigkeit seines Trägers, doch der verpasste den richtigen Zeitpunkt zum Abrasieren - und fiel damit gewissermaßen aus der Loge. Würde Thierse sich nun rasieren, wäre eine Latte von hämischen Kommentaren unausweichlich, von einem, der seine Herkunft verleugne, verspätet zum Yuppietum wechsle, seine Identität den Zwängen des globalisierten Kapitalismus . . So in der Art. Deswegen, man kann es verstehen, bleibt Thierses Bart dran. Dabei sähe er, wie die Werber von Ikea jetzt beweisen, ganz passabel aus, irgendwie aufgeschlossener, weniger tapsbärig - ein Staatenlenker sui generis. Doch das Angebot der Möbelleute ist schlapp: Ein Glas Sekt für jeden Besucher der Neueröffnung, wenn der Bart fällt. So billig ist Thierse natürlich nicht zu haben. Vorschlag zur Güte: Der Bart wird erst einmal schwarz gefärbt, und Ikea gibt Champagner aus. Der Bundeskanzler könnte ... Ach nein: Der ist ja gegen das Färben.

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