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Matthies meint: Was denkt sich diese Tischvorlage?

Nichts ist so schützenswert auf dieser Welt wie der Verbraucher. Er ist der Hilfloseste von allen, weil er sich selbst bedroht, ein echter Vollpfosten. Bei der CDU ist er da in guten Händen - wie jetzt wieder in Berlin bewiesen wurde.

Es gibt so viel Schützenswertes unter der Sonne. Kinder. Tiere. Die Umwelt. Die Jugend! Vor all diese Hilfsbedürftigen stellt sich der Staat, auf dass ihnen nichts geschehe, und siehe, es ist gut. Am schützenswertesten ist allerdings eine besondere Spezies: der Verbraucher. Er ist der Hilfloseste von allen, weil er sich selbst bedroht, ein echter Vollpfosten.

Stellt man ihn beispielsweise vor eine Burger-Filiale, dann geht er hinein und frisst sich mit Fleisch und Pommes voll, bis die Hose platzt und die Bauchspeicheldrüse empört ihre Arbeit einstellt. Feiert er Weihnachten, dann bäckt er Sterne mit giftigem Zimt, grillt er im Garten, dann produziert er mehr tödliches Zeug als ein Chemiewaffenlabor.

Davor also möchte uns der Staat schützen. Am liebsten mit Ampeln, die eine Grinsegesicht tragen. Die Welt eines amtlichen Verbraucherschützers ist eine Art Parcours, in dem sich der Verbraucher wie im Verkehrskindergarten bewegt. Überall lauern Gifte, wir drücken uns vorbei an den Killern vergangener Generationen wie Nutella, Bier und Rohmilchbutter, bis schließlich irgendwo am Ende des Ganges die Biomöhre grün daherlächelt. Gekauft. Brav, sagt der Staat dann, gut gemacht.

Große Gefahren warten auf den Verbraucher schließlich im Restaurant. Dort kontrolliert der Staat hingebungsvoll, das ist gut, und Verstöße werden unnachsichtig abgestellt. Das ist aber echten Verbraucherschützern nicht genug, sie wollen Transparenz, wollen, dass der Verbraucher immer dabei ist, immer online, neben der gesprungenen Fliese und der lückenhaften Putzdokumentation. Zwar weiß niemand, wofür das gut sein soll und ob es irgendjemandem nutzt, aber die Wähler honorieren so etwas angeblich generell.

Und deshalb ging nicht, was wir gestern meldeten: dass der Senat wegen komplizierter Rechtsfragen die Pranger-Plattform „Sicher essen in Berlin“ vom Netz nimmt. Das Schreiben, in dem das stand, wurde rasch zur „internen Tischvorlage, die unautorisiert das Haus verlassen hat“. Was denkt sich diese Tischvorlage? Senator Thomas Heilmann verordnete seinen Leuten eine Rolle rückwärts, die Rechtsprobleme lösten sich in Luft auf, und so dürfen nun auch die bunten Smileys überleben, die das System in einigen Bezirken begleiten.

Man sieht: Kein Verbraucher muss sich Sorgen machen. Und das grüne Erbe ist bei der CDU in besten Händen.

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