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Meinung: Matthies meint: Wie der Osten wieder bunt wird

Nach Osten! Eine Art innerdeutscher Politikerzyklus führt dazu, dass unsere Machthaber in gewissen Abständen öffentlich in Orten auftreten, die sie privat im Traum nicht betreten würden, Schwedt beispielsweise oder Prenzlau.

Nach Osten! Eine Art innerdeutscher Politikerzyklus führt dazu, dass unsere Machthaber in gewissen Abständen öffentlich in Orten auftreten, die sie privat im Traum nicht betreten würden, Schwedt beispielsweise oder Prenzlau. Dort eröffnen sie Bücherei-Nebenstellen, heben nach Art amerikanischer Präsidenten wehrlose Kinder hoch und hoffen, dass wenigstens die paar Zuschauer derlei Aktionismus für Politik halten. Dieses Imponierverhalten ist keineswegs parteigebunden, sondern befällt Regierung wie Opposition gleichermaßen: Kaum eilt der Kanzler an die Oder, kündigt Frau Zimmer (PDS) an, sie werde alsbald den gesamten Osten bereisen. Dort nämlich liegen die Altschulden herum, die dann in ihrer Gegenwart öffentlich frisch gestrichen werden können. Und wenn sie wieder weg ist ... Dann könnte man sich daran erinnern, wie schön der Sozialismus war. In Peking ist er es immer noch. Am Mittwoch kommt das IOC zur Inspektion, und eine Million Menschen hat das graue Peking praktisch unentgeltlich in ein blühende Landschaft verwandelt, Häuser getüncht, dreckigen Schnee abgefahren und schmuddlige Wiesen grün angesprüht. Die Konsequenz ist klar. 1. Ostdeutschland muss sich um die Olympischen Spiele bewerben. 2. Der Sozialismus muss dort befristet wieder eingeführt werden, und zwar so lange, bis alle Wiesen grün und alle Häuser bunt sind. Wetten, dass dann auch der Kanzler öfter mal vorbeikommt?

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