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Die Dänen sind zu fett - aber die Fettsteuer hat sie nicht schlanker gemacht.

© dpa

Matthies meint: Wie die Dänen die Butter gerettet haben

Die Dänen haben eine vor einem Jahr eingeführte Fettsteuer wieder abgeschafft. Der Grund: Butter wurde zwar teurer, aber schlanker wurden die Dänen trotzdem nicht. Bernd Matthies hätte da ein paar Ideen für sinnvollere Steuern.

Grundregel des politischen Lebens: Eine Steuer, die einmal eingeführt ist, kriegt man nie wieder los. Das zeigt die berühmte deutsche Schaumweinsteuer: Sie hat die kaiserliche Kriegsflotte, zu deren Finanzierung sie 1902 eingeführt wurde, weit überlebt. Der Staat braucht die Kohle eben immer – und der eine oder andere Puritaner freut sich überdies, dass die Reichen ihr lästerlich sprudelndes Luxusleben wenigstens teuer bezahlen müssen.

Man kriegt sie nie wieder los? Dem schönen Land Dänemark mit seinen glücklichen Bewohnern ist für den Gegenbeweis herzlich zu danken. Die vor einem Jahr eingeführte Fettsteuer, die beispielsweise die Butter teuer machte, soll nun wieder abgeschafft werden: Sie hat das Volk nicht schlanker gemacht.

Der Dank gilt besonders dem schnellen Ende. Denn weltweit haben ja sämtliche Finanzminister auf der Lauer gelegen, um abzuwarten, ob die Dänen diese Nummer durchkriegen. Geld einsacken zum angeblichen Schutze der Volksgesundheit – das ist ein nettes kleines Goldeselchen, denn wer wäre schon gegen die Gesundheit?

Das Dumme ist eben nur, dass es über gesunde und ungesunde Nahrungsmittel zwar Megatonnen von sich widersprechenden Behauptungen gibt, aber praktisch keine gesicherten Erkenntnisse. Wer mehrere Monate lang jeden Tag nichts als dicke Toppelhopper verschlingt, der ist doof und wird dick, das ist klar.

Aber wer tut das schon, außer, um einen Film drüber zu drehen? Egal: Unsere Lebensstil-Schulmeister würden diese Dinger am liebsten verbieten, zumal sie damit auch den kulinarischen Imperialismus vernichtend zu schlagen wünschen. Und was ist mit der Curry Pommes? Ist schlimmer, wird aber so gut wie nie angefeindet.

Lässt sich Essverhalten über Steuern verändern? Garantiert nicht. Essverhalten lässt sich über Geschmack verändern. Wir kaufen für unsere Schulkinder feines Bio-Gemüse, zerkochen es dann zu Matsch – und wundern uns dann, dass diese Kinder lieber die China-Nudeln aus dem Pappkarton essen. Wie wäre es mit einer China-Nudel-Strafsteuer?

Oh, es gäbe noch so viel mehr wegzusteuern im Leben. Jeder hat einen Vorschlag: Rindfleisch, Schweinefleisch, Thunfisch, Energieverbrauch, große Autos, kleine Autos, alle Autos. Außer Fahrrädern und Roten Beten ist so ziemlich alles im Leben ein Fall für eine Strafsteuer. Schön, dass die Dänen wenigstens die Butter gerettet haben.

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