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Medien: Internationale Presseschau zu den Anschlägen in Bombay

„Liberation“ aus Paris, „Corriere della sera“ aus Mailand, die „Salzburger Nachrichten“ und die „Times“ aus London widmen sich den Terroranschlägen in Indien.

In dem Konflikt zwischen Indien und Pakistan, zwei Atommächten, ist es üblich, den historischen Feind zu beschuldigen. Die Inder sollen erst mal beweisen, dass die Terroristen von Bombay tatsächlich aus dem Nachbarland stammen. Doch selbst wenn die Attentäter ausländischer Herkunft sind, dürfen wir den Nährboden nicht vergessen, auf dem dieser Extremismus gedeiht. Indien hat seine laizistischen und toleranten Ideale aus der Zeit der Unabhängigkeit verleugnet. Das Land behandelt seine beeindruckende muslimische Gemeinde wie Bürger der zweiten Klasse – und dies im Namen eines chauvinistischen Hinduismus.

Es ist ein brüskes Erwachen, und der in keiner Weise geschwächte Terrorismus hängt mit bleierner Schwere über dem Schreibtisch im Oval Office des amerikanischen Präsidenten, noch ehe Barack Obama dort überhaupt Platz genommen hat. Sicher, das sind unterschiedliche Ereignisse. Aber all dies hat einen gemeinsamen Faden, und der heißt Barack Obama. Der Wahlkampf in den USA war noch im Gang, da begannen bereits interessante Theorien zu kursieren. Im Falle eines Wahlsiegs von Barack Obama, so hieß es etwa, werde die terroristische Bedrohung ihre ganze Kraft wiederfinden können. Weil Obama sich als schwach erweisen und weniger wachsam sein könnte.

Die Terroristen (zielen) offenkundig darauf ab, die ganze Region zu destabilisieren. Kurz vor dem Blutbad in Bombay ist Pakistans Außenminister nach Delhi gekommen, um den Dialog zwischen den Nachbarn in Gang zu bringen. Den Extremisten ist die Annäherung der Ex-Erzfeinde ein Dorn im Auge. Jede Bombe, die in Indien explodiert, verschlechtert das Verhältnis der Union zu Pakistan. Sofort zeigt Indiens Führung auf pakistanische Drahtzieher. Lange genug hat Pakistan islamistischen Terror nach Indien exportiert. Auch diesmal könnte Pakistans Geheimdienst ISI seine Finger im schmutzigen Spiel haben.

Wenn sich das Virus des Fanatismus in der indischen muslimischen Minderheit eingenistet haben sollte, sieht die Zukunft des Landes, das auf Toleranz, Säkularismus und multi-ethnischem Gleichgewicht aufgebaut ist, düster aus. Mit über 150 Millionen Muslimen ist Indien die Heimat einer der größten islamischen Gemeinden. Bis vor kurzem schien diese Minderheit dem religiösen Fanatismus, der woanders Muslime in den politischen Extremismus getrieben hat, entkommen zu sein. Aber die Spannungen waren zuletzt gestiegen.

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