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Meinung: Mehr als Schnatterrunden

„Gradmesser fürs Gemüt“ vom 29.7.

„Gradmesser fürs Gemüt“ vom 29.7.2012

Die Medienkritikerin Barbara Sichtermann hängt die Latte viel zu tief. Warum eigentlich? Schon infiziert von der Anspruchslosigkeit der Kommerzsender? Einfalt in Vielfalt kann und darf nicht das Klassenziel der fünf Talkshows sein. Durch Themenvielfalt, Gästeauswahl, Fragetechnik, journalistischen Anspruch und Sendekonzept sollten sie sich unterscheiden. Dabei gilt: Wer den Hausphilosophen David Precht einlädt, der setzt auf ein Sahnetörtchen, nicht auf Vollkornbrot; wer jedoch meint, den Schnulzenkönig Costa Cordalis zum ideellen Gesamtgriechen aufmotzen zu müssen und ihn zum Kronzeugen in der Finanzmisere machen möchte, überfordert ihn nicht nur intellektuell.

Talkshows müssen mehr als Palaverrunden sein, da werden sogar Ethnologen zustimmen. Es geht darum, den Finger am Puls der Zeit zu haben, kluge Diskurse anzuzetteln, gesellschaftlichen Veränderungen nachzuspüren, bevor die Boulevardpresse sie entdeckt. Dabei muss auch in Kauf genommen werden, dass bisweilen die Fragen inspirierender sind als die Antworten. Zumal wenn man Roger Willemsen heißt. Sinnfreien Sendungen und dem Terror des Banalen setzen wir uns dann wieder aus, wenn wir leichtfertigerweise ab und an die Privaten einschalten. Der Qualitätsmesser, auch bei den Talks, müssen jedoch die öffentlich-rechtlichen Sender sein.

Dieter Pienkny, für den RBB Mitglied im ARD-Programmbeirat, Berlin

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