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Meinung: Mehr Respekt

„Mit Hut und Hämmerchen“ vom 22. Oktober Der Bericht über die Kunstauktion der Evangelischen Kirche zugunsten von Projekten für Migranten und Flüchtlinge vermittelt nicht das hohe künstlerische Niveau, die Ernsthaftigkeit des sozialen Engagements und den hintergründigen Humor der Veranstaltung sowie die Begeisterung des Publikums.

„Mit Hut und Hämmerchen“

vom 22. Oktober

Der Bericht über die Kunstauktion der Evangelischen Kirche zugunsten von Projekten für Migranten und Flüchtlinge vermittelt nicht das hohe künstlerische Niveau, die Ernsthaftigkeit des sozialen Engagements und den hintergründigen Humor der Veranstaltung sowie die Begeisterung des Publikums.

Bischof Dr. Markus Dröge hat in seinem Grußwort darauf hingewiesen, dass 80 Prozent der Flüchtlinge weltweit Aufnahme finden in „Ländern mit mittlerer oder geringer Wirtschaftskraft“. Mit diesem Begriff werden unterentwickelte Länder bezeichnet, die zum Beispiel mit Armut, Unterernährung und politischer Instabilität zu kämpfen haben, nicht, wie es im Artikel heißt, Länder, die eine geringere Wirtschaftskraft als Deutschland haben. Anders als im Artikel zitiert, hat der Bischof sich nicht gegen eine „Einschränkung der Visumspflicht“, sondern gegen die politische Forderung nach Aussetzung der Visumsfreiheit für Serbien und Mazedonien und eine Einschränkung des Asylrechts ausgesprochen. Dafür gebe es angesichts vergleichsweise bescheidener Flüchtlingszahlen (40 000 bis September 2012) im Vergleich zur Flüchtlingsaufnahme in ärmeren Ländern (allein 100 000 syrische Flüchtlinge im Libanon) keinen Anlass.

Der Auktionator, Detlef Gosselck, der seit 13 Jahren die Auktion mit Intelligenz, Humor und Sprachgewalt leitet und entscheidend für den anhaltenden Erfolg der Auktion ist, wird vor allem mit flapsigen Sprüchen oder Nebensächlichkeiten wie seinem Hut vorgestellt. Sein Sprachwitz – immer wieder unterbrochen vom Applaus – und die hohe Leistung, über vier Stunden das Publikum in Spannung zu halten, werden

dadurch verdeckt und der falsche Eindruck von Klamauk erweckt. „Da brauche ich ein Extrahonorar“, wird Gosselck zitiert, und man kann den Eindruck gewinnen, er werde für seine Arbeit bezahlt. Herr Gosselck hat nie Geld für sein Engagement bei der Kunstauktion erhalten. Neben seiner ehrenamtlichen Arbeit unterstützt er die Kunstauktion auch materiell.

Schließlich heißt es im Artikel: „Lange lief die Auktion nur schleppend.“ Tatsächlich wurden in der ersten Halbzeit der Auktion 48 von 50 Kunstwerken versteigert, davon etwa die Hälfte zu einem Preis, der über oder bei dem Ausgangsgebot lag. „Schleppend“ kann man einen solchen großen Erfolg wirklich nicht nennen. Das große Engagement von über 240 KünstlerInnen, SpenderInnen und Unterstützern für die Arbeit mit Flüchtlingen und Migranten hätte eine respektvolle Würdigung verdient.

Hanns Thomä, Ausländerbeauftragter der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg, Berlin-Friedrichshain

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