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MEIN Blick: Lohnerhöhung? Pech gehabt

Die Arbeitgeber verhalten sich unverschämt und unklug. So müssen sie sich nicht wundern, wenn Gewerkschaftler und Angestellte ihr Glück bei den Parolen der linken Bündnisse suchen.

Vor einiger Zeit versah die Frankfurter Allgemeine Zeitung die Ergebnisse einer Umfrage des Allensbacher Institutes für Demoskopie mit der Schlagzeile: Die Distanz zwischen Bürgern und Wirtschaft wächst. Die überwiegende Mehrheit der Befragten bestritt, dass Deutschland eine soziale Marktwirtschaft habe. Nur noch 24 Prozent der Befragten waren davon überzeugt, während 62 Prozent den Eindruck hatten, dass die soziale Ausrichtung aufgegeben wurde. Entsprechend groß war das Entsetzen, besonders in jenem Lager, das nicht müde wird zu verkünden, dass nur der Markt sozial sei und allein in der Lage, den Wohlstand zu mehren und gerecht zu verteilen.

Wen die Ergebnisse verblüfft haben sollten, braucht nur zwei Wirtschaftsnachrichten der letzten Wochen Revue passieren lassen. Da wird uns - vorgebetet von allerlei wirtschaftsnahen Unterstützerorganisationen und finanziert aus den noch immer munter sprudelnden Gewinnen der deutschen Wirtschaft - Heil und Segen des Marktes nahegebracht, und ausgerechnet eine konservative wirtschaftsnahe amerikanische Regierung verstaatlicht die beiden größten Hypotheken-Finanzierer. Weil die Gefahren für die Finanzwirtschaft zu groß und unübersehbar seien, lautet die Begründung. Das heißt doch im besten Lafontaine-Deutsch: Nur der Staat kann es richten, der Markt ist überfordert. Schöne neue Welt, in der der Staat dann eingreift, wenn der Markt die Hände hebt und der eh schon gebeutelte Steuerzahler die Verluste übernehmen darf.

Fast ebenso zynisch verläuft die jüngste Lohnauseinandersetzung in diesem Lande. Es mag ja sein, dass die Forderung der IG-Metall nach einer sieben- bis achtprozentigen Lohnerhöhung ein wenig kräftig ausgefallen ist, aber das Argument der Unternehmer, die Gewerkschaften liefen den Ereignissen hinterher, schließlich sei der Boom zu Ende und neue Arbeitsplatzverluste drohten, ist schon der Gipfel der Unverschämtheit.

Arbeitgeber verhalten sich nicht klug

Wenn die Metallarbeitgeber in der Vergangenheit so gut verdient haben, dass die heutige Forderung im Frühjahr diesen oder im Herbst letzten Jahres angemessen gewesen wäre, bleibt die Frage, warum die so genannten Sozialpartner nicht freiwillig etwas draufgelegt haben? Schließlich hindert sie kein Tarifvertrag daran, schon während seiner Laufzeit mehr zu geben, wenn die Geschäfte glänzend gehen. Nun, da die Festzeit vorbei ist, die Gewerkschaften daran zu erinnern, dass die Laufzeiten von Tarifverträgen nicht mit den Konjunkturzyklen übereinstimmen und es deshalb jetzt zu spät sei, an den Gewinnen von gestern teilhaben zu wollen, ist genau die Haltung, die Stimmung und Stimmen für Die Linke anschwellen lässt. Niemand sollte sich wundern, wenn die düpierten Gewerkschaftler ihr Heil bei Systemveränderungsparolen und in den linken Bündnissen suchen. Ein kluges Arbeitgeberverhalten sieht anders aus.

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