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Meinung: „Meine Reformen bleiben in Erinnerung“

Wo Nicolas Sarkozy ist, ist François Fillon nie weit. Wo immer der gewählte Präsident Frankreichs während des Wahlkampfs auftrat, stand sein Wahlkampfdirektor an seiner Seite.

Wo Nicolas Sarkozy ist, ist François Fillon nie weit. Wo immer der gewählte Präsident Frankreichs während des Wahlkampfs auftrat, stand sein Wahlkampfdirektor an seiner Seite. Und so war er wohl bei dem Telefongespräch dabei, in dem der britische Premier Tony Blair seinem „Freund“ Sarkozy zum Wahlsieg gratulierte. Gegen Schluss der zehnminütigen Unterhaltung soll Sarkozy mit der Bemerkung, hier komme sein künftiger Regierungschef, den Hörer an Fillon weitergegeben haben. Mit diesem von einer Londoner Zeitung kolportierten Gespräch sehen sich die Pariser Élysée-Astrologen bestätigt. Der designierte Hausherr im Präsidenten-Palais kreuzt derzeit zwar vor Malta, doch sein Majordomus sei demnach schon dabei, die Mitarbeiter für seinen Stab im Hôtel Matignon, dem Amtssitz französischer Premierminister, auszugucken.

Viele haben Schlange gestanden, um sich für dieses Amt zu empfehlen. Wenn seine Wahl nun auf den 53-jährigen Senator und früheren Erziehungs- und Sozialminister gefallen sein sollte, erschiene das in gewisser Weise paradox. Denn Fillons Aufgabe in dem künftigen Amt würde eigentlich darin bestehen, es abzuschaffen. Das hat er jedenfalls in einem voriges Jahr veröffentlichtem Buch vorgeschlagen. Danach würde dem Staatspräsidenten die „Führung der Politik der Nation“ übertragen, die nach der Verfassung bisher dem Regierungschef obliegt, ist darin zu lesen. Der Premierminister wäre damit nur noch eine Art Generalsekretär unter dem Präsidenten. Ob der Chef diese Vision seines Beraters teilt, weiß man nicht. Doch viel Spielraum wird der künftige Premier unter dem machtbewussten Sarkozy sowieso nicht haben.

Sarkozy und Fillon hielten früher nicht viel voneinander. Das änderte sich, als Fillon, trotz des Erfolgs seiner Rentenreform, nach dem verlorenen EU-Referendum aus der Regierung flog. Seitdem sind die beiden in einem soliden Hass auf den noch amtierenden Staatspräsidenten verbunden. Aus jener Zeit stammt Fillons Spruch: „Das Einzige, an das man sich später bei Chiracs Amtszeit erinnert, werden meine Reformen sein.“

Fillon gilt als ein fleißiger, aber farbloser Politiker. Er ist Jurist, stammt aus dem Departement Sarthe, das ihn als Deputierten, dann als Senator nach Paris schickte. Er ist mit einer Waliserin verheiratet, Vater von fünf Kindern und fährt jedes Jahr als Hobbypilot mit einem Ferrari 250 GTO beim Oldtimerrennen in Le Mans mit.

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