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Menschliche Neugier: Die Suche nach Leben auf Erden und im All

Die Bakterien, die sich von Arsen ernähren, zeigen uns eines: die Natur ist viel kreativer, als wir gedacht haben. Unsere Vorstellungen von außerirdischem Leben und dem Leben an sich sind deshalb vermutlich ziemlich einfältig.

Mal waren es Affen, mal waren es grüne Männchen oder Kreaturen, die ihre Hirne mit albernen Glashelmen schützten. Die Filmindustrie hat unsere Vorstellung von außerirdischem Leben geprägt. Zwar mag es in manchem Kopf noch Verrückteres geben als auf der Leinwand. Unterm Strich sind aber alle Ideen ziemlich einfältig, denn oft gründen sie ausschließlich auf jenen Voraussetzungen, die Pflanzen, Tiere und Menschen hervorgebracht haben. Doch die Natur ist viel kreativer. Das zeigen Bakterien, die Nasa-Forscher in einem salzigen See in Kalifornien gefunden haben. Im Gegensatz zu den meisten Lebewesen kann den Mikroben das für uns giftige Element Arsen nichts anhaben. Sie ernähren sich sogar davon und bauen es statt Phosphor in ihre Erbsubstanz ein.

Dass eine reine Arsen-DNS funktioniert, wird von manchen Fachleuten bezweifelt. Die Botschaft ist trotzdem klar: Viele Wege führen zum Ziel, und viele davon kennen wir noch gar nicht. Das betrifft nicht nur die Frage nach möglichem Leben auf fernen Planeten. Das betrifft vor allem unsere eigene Insel im Universum. Hier auf der Erde entdecken Wissenschaftler immer neue skurrile Lebensformen an Orten, wo sie es nicht für möglich gehalten hätten. In kochendheißen Tiefseequellen, in jahrtausendealtem Eis und in kilometertiefem Gestein. Die exotischen Wesen sind zwar „nur“ Einzeller, aber sie leben und vermehren sich.

Das Bild vom Baum der Evolution muss also erweitert werden: um Büsche, die daneben stehen, mit eigenen Wurzeln und etwas kleiner im Wuchs. Sie könnten noch wachsen, denn von den fremdartigen Lebensformen auf der Erde sind bisher nur wenige bekannt. Erst in den letzten Jahren wurde die Erforschung der extremen Lebensräume spürbar gestärkt.

Diese Rückbesinnung auf unseren Planeten ist vernünftig. Es gab Zeiten, da wurden mit Milliardenaufwand Maschinen und Menschen zum Mond geschossen, während große Teile der Erde terra incognita blieben. Viele machten mit bei der Weltraum-Hysterie. Regierungen, Medien, nicht zuletzt die Filmstudios. Käme heute einer mit einem Drehbuch für „Star Wars“ oder „Spacecowboys“ hätte er kaum Erfolg. Statt fernen Welten geht man der eigenen auf den Grund. Jedes Kind kann etwas mit den Begriffen Klimawandel, Artensterben oder Umweltverschmutzung anfangen. Das ist ein großer Erfolg. Er ist überlebenswichtig.

Doch nun droht das Pendel ins andere Extrem auszuschlagen. Der Weltraum ist kaum mehr als ein Medium für Satelliten, die unser hochtechnisiertes Leben am Laufen halten. Zwar steigen in vielen Ländern die Raumfahrtbudgets, etwa in den USA und Deutschland. Doch das Geld ist vor allem für praktische Anwendungen gedacht: Kommunikation, militärische Sicherheit. Forschung im All soll es auch geben, aber lieber solche Projekte, die einen wirtschaftlichen Nutzen versprechen. So steht es in der jetzt beschlossenen Raumfahrtstrategie der Bundesregierung. Da ist wenig Platz für Visionen.

Als die Nasa-Wissenschaftler den unwirtlichen Mono Lake erreichten, hatten sie kaum mehr dabei als ein paar leere Probenfläschen und die verrückte Idee, dort vielleicht Bakterien zu finden, die unser Bild vom Leben etwas bunter machen. Die Neugier, Unbekanntes zu ergründen, treibt den Menschen seit jeher an und voran. Wird sie zu sehr der Forderung nach Rentabilität untergeordnet, bleibt der Mensch stehen.

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