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Merkel und die Union: Verzockt

Die Union schleppt sich unter Schmerzen Richtung Bundestagswahl, und sie verzagt an der Frage, ob eine konservative Behandlung als Therapie reicht oder ob operiert werden muss. Ein Kommentar von Lorenz Maroldt.

Sind CDU und CSU dement oder abgezockt? Diese Frage hat sich Franz Müntefering im vergangenen Jahr für sein Interview-Buch „Macht Politik!“ selbst gestellt. Da schwebte die Union noch weit über der zu dieser Zeit orientierungsgestörten Sozialdemokratie, und Münteferings Antwort lautete deshalb: „Ich tippe auf abgezockt.“ Der damalige Ex- und heutige Wieder-Vorsitzende der SPD bezog sich auf die klimawendige Abkehr der Union von ihren Leipziger Kältebeschlüssen zu Wirtschaft und Gesellschaft vor dem Wahlkampf 2005. Heute bringt kaum noch jemand die Unionsparteien mit dem Begriff abgezockt in Verbindung, denn die bedenkenlose Verrenkung des Rückgrates zu dem zweifelhaften Zweck, als Everybody’s Darling in alle Richtungen zugleich zu winken, hat zu einem veritablen Bandscheibenvorfall geführt. So schleppt sich die Union unter Schmerzen gebeugt dahin Richtung Bundestagswahl, und sie verzagt an der Frage, ob eine konservative Behandlung als Therapie reicht oder ob operiert werden muss. Gleichwohl, viel Zeit hat sie nicht – und damit ist nicht die Union, die keine echte mehr ist, sondern die CDU-Vorsitzende und Kanzlerin selbst gemeint. Was in den Schwesterparteien zu erkennen ist, sind Anzeichen von multiplem Organversagen. Wenn die Union nicht bald wieder steht, wird sie das Merkel nie vergessen. lom

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