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Michael Moore im Porträt: „Die USA sind eigentlich ein linkes Land“

Filmemacher Michael Moore ist überzeugt, dass bei der nächsten Präsidentschaftswahl ein Demokrat ins Weiße Haus einzieht.

Es gibt zwei Menschen, deren Anblick Michael Moore besonders schlecht erträgt: George W. Bush – und Michael Moore. Ersteres ist schon länger bekannt. Seine Abneigung gegen sich selbst gestand der Regisseur jetzt beim Filmfestival Toronto. „Wenn man so aussieht wie ich, tut es weh, sich immer wieder auf der großen Leinwand zu sehen“, bekannte der übergewichtige Moore gegenüber dem Tagesspiegel.

Anlass des Bekenntnisses waren einige kritische Fragen zu Moores jüngstem Werk „Captain Mike Across America“, dessen Weltpremiere am Wochenende in Toronto vom Publikum mit langem Applaus gefeiert wurde. In dem Low- Budget-Film feiert sich der 53-Jährige als Wanderprediger und dokumentiert 100 Minuten lang, wie er im US-Wahlkampf 2004 mit mehr als 60 Auftritten vor Studenten versuchte, Bushs Wiederwahl zu verhindern. „Es ist ein Film für meine Fans – und das sind ein paar Millionen“, sagt Moore, beim Gespräch wie immer bekleidet mit einem labbrigen T-Shirt, Turnschuhen und Baseballmütze. Die inhaltliche Auseinandersetzung mit Bush habe er in Filmen wie „Fahrenheit 9/11“, „Bowling for Columbine“ oder seinem im Oktober auch in Deutschland anlaufenden Dokumentarfilm über das US-Gesundheitssystem „Sicko“ geführt. Der neue Film hingegen, in dem Moore noch mehr im Mittelpunkt steht, als es bei seinen Werken ohnehin der Fall ist, soll seinen Anhängern Mut zusprechen – und ihm selbst auch.

„Ich bin erschöpft, immer wieder die gleichen Missstände anzuprangern“, sagt Moore. Aber einer müsse den Job nun mal machen. Der neue Film soll helfen, seine Anhänger für 2008 zu mobilisieren. Moore ist überzeugt, dass bei der nächsten Präsidentschaftswahl ein Demokrat ins Weiße Haus einzieht. „Die USA sind eigentlich ein linkes Land“, sagt er und verweist auf Meinungsumfragen zu Gesundheits- und Arbeitsmarktpolitik oder zum Irakkrieg, deren Ergebnisse dies angeblich belegen.

Für wen er selbst nächstes Jahr trommeln will, mag Moore noch nicht vorhersagen. Hillary Clinton zumindest wird es nicht sein, sollte sie sich denn als demokratische Kandidatin durchsetzen: „Ich kann keinen Politiker unterstützen, der für den Irakkrieg gestimmt hat.“ Barack Obama hingegen bekäme Moores uneingeschränkte Unterstützung – anders als vor drei Jahren der Kandidat der Demokraten John F. Kerry. „Im Herzen sind die Amerikaner Liberale, sie hatten nur beim letzten Mal nicht den richtigen Kandidaten.“ Lars von Törne

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