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Meinung: Microsoft: Systemfehler korrigiert

Es kam, wie es kommen sollte. Der Versuch von US-Verbraucherschützern, Wettbewerbshütern, Bundesrichtern und Politikern der Clinton-Ära, Microsofts Omnipotenz zu brechen, ist unter dem George W.

Es kam, wie es kommen sollte. Der Versuch von US-Verbraucherschützern, Wettbewerbshütern, Bundesrichtern und Politikern der Clinton-Ära, Microsofts Omnipotenz zu brechen, ist unter dem George W. Bush ankündigungsgemäß zu den Akten gelegt worden. Das Zerschlagungsurteil ist vom Tisch, Bill Gates frohlockt. Dass der Monopol-Missbrauchs-Vorwurf aufrecht erhalten bleibt, spielt erstmal eine untergeordnete Rolle. Er ist mehr als Hinweis zu sehen, dass die Justiz Microsoft weiter unter Beobachtung behält. Mit gutem Grund.

Unabhängig von den politischen Veränderungen in Washington haben die Berufungsrichter eine logische Entscheidung getroffen. Der Browser-Krieg zwischen Microsoft und Netscape, der Anlass des Verfahrens, ist Geschichte. Denn Netscape hat nach dem Aufkauf durch AOL an Bedeutung verloren. Nicht das Stückchen Software, das den Zugang zum Netz regelt, sondern die Macht der Inhalte steht jetzt im Vordergrund.

Zu entscheiden hatten die Berufungsrichter jedoch nicht allein über die Rechtmäßigkeit des Zerschlagungsurteils. Nichts weniger als die Grenzen des freien Unternehmertums standen zur Debatte. Und das Signal aus Washington findet Anklang, nicht nur an den Börsen. So aggressiv ein Unternehmen auch immer am Markt auftritt - es darf nicht für seinen Erfolg bestraft werden.

Wettbewerb gibt es nicht durch Gerichts-Dekret. Dafür braucht es Konkurrenten, die Alternativen aufzeigen. Nur wer dem Kunden vermitteln kann, dass er die bessere Lösung hat, setzt sich durch - und genau das hat Microsoft all seinen Wettbewerbern voraus. An die Versuche von IBM, Windows etwas entgegenzusetzen, erinnert sich kaum noch jemand. Und wenn sich die Linux-Freaks weiterhin mehr mit sich selbst beschäftigen als mit den Kundenwünschen, droht auch dieser Alternative ein ähnliches Schicksal. Ob nun ein Prozessor von Intel, AMD oder Cyrix in seinem Rechner werkelt, spielt keine große Rolle mehr. Bei der Software jedoch achten die Kunden peinlich darauf, immer das neueste Windows zu haben.

Der Anti-Microsoft-Fraktion mag es nicht schmecken, doch dieses Urteil entspricht dem Gerechtigkeitsempfinden. Und dem Wunsch, in der sich so rasch wandelnden Computer-Welt eine Konstante zu haben. Die US-Justiz darf gleichwohl den Druck von Microsoft nicht vollständig nehmen. Wer dem Konzern freie Hand lässt, muss sich nicht wundern, wenn er künftig nur noch Nachrichten von MSNBC liest, Informationen in Encarta und bei MSN sucht oder seine Reisen über die Microsoft-Tochter Expedia bucht. Die Korrektur des Urteils war begründet, ein Freibrief darf sie nicht sein.

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