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Attraktiv - auch für besonders für Menschen aus Krisenländern. Deutschland verzeichnete 2013 die höchste Zuwanderung seit 20 Jahren

© dpa

Migration: Deutschland behandelt Zuwanderer zu schlecht

Deutschland wird zum beliebten Zuwanderungsland. Doch das liegt nicht an unserer Freundlichkeit, sondern an der Not in anderen Ländern. Statt in Abwehrhaltung zu gehen, sollten die Deutschen lieber alles tun, um eine zukünftige Abwanderung zu verhindern.

Deutschland hatte 2013 ein Zuwanderungsplus von 440 000 Personen. Das ist gut, weil die einheimische Bevölkerung schrumpft. Zuwanderung stabilisiert die Sozialsysteme und lässt die Steuereinnahmen konstant wachsen. Doch waren die Reaktionen auf diese Nachricht eher besorgt. Selbst die Kanzlerin argwöhnte, dass einige Zuwanderer eher das deutsche Sozialsystem als den Arbeitsmarkt im Sinn haben könnten. Das müsse dringend abgestellt werden.

Sie hat recht. Doch der Generalverdacht lenkt die politische Energie nur auf den kleinsten Teil der Zuwanderer. Für die allermeisten ist er nicht nur falsch. Er beruht auf der Annahme, dass die Zuwanderer uns genau so toll finden wie wir uns selbst. So ist es aber nicht. Drei Viertel der Zuwanderer kommen nicht aus Begeisterung für Rheinromantik, Alpenglühen oder Berliner Schnauze. Sie kommen, weil es in ihrem Heimatland gerade nicht besonders gut läuft. Hier bleiben wollen sie nicht. Genau dafür aber sollte Deutschland sorgen. Es ist spektakulär, wie abweisend wir mit Leuten umgehen, die wir umwerben sollten. Die Zuwanderer aus Europa – übrigens vor allem Rumänen und Bulgaren – sind im Durchschnitt qualifizierter als die hiesige Bevölkerung. Sie arbeiten aber überwiegend in Jobs, für die man keinerlei Ausbildung braucht. Würde es Deutschland überfordern, ausländische Berufsabschlüsse zügig und fair anzuerkennen?

Stattdessen wird ein Popanz aufgebaut: die Zuwanderer wollten sich Hartz-IV-Leistungen erschleichen. Tatsache ist aber, dass die meisten Migranten nur das Kindergeld bekommen, das allen EU-Bürgern, die in Deutschland leben, zusteht. Zwar sind Städte wie Offenbach oder Dortmund mit den Armutszuwanderern tatsächlich überfordert, die sich hier konzentrieren: Analphabeten müssen Deutsch, Lesen und Schreiben lernen. Sie müssen Arbeit angeboten bekommen. Mietwucher, Prostitution und der weitere Zuzug müssen unterbunden werden. Deshalb brauchen diese Städte Hilfe.

Doch wegen einer kleinen Problemgruppe die Freizügigkeit in Europa einzuschränken, wäre das falsche Signal für alle anderen. Die muss man nicht am Kommen hindern. Sondern am Gehen.

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