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Meinung: Mit dem Bauch in der Hölle

Die verblüffendsten Bilder aus dem Irak sind jene, auf denen gelassene Regierungsoffizielle in fein gebügelter Uniform gut ausgeleuchtet und bei kalten Getränken den baldigen Sieg gegen die westlichen Teufel prognostizieren. Leben die in einem Paralleluniversum?

Die verblüffendsten Bilder aus dem Irak sind jene, auf denen gelassene Regierungsoffizielle in fein gebügelter Uniform gut ausgeleuchtet und bei kalten Getränken den baldigen Sieg gegen die westlichen Teufel prognostizieren. Leben die in einem Paralleluniversum?, fragen wir uns, bombardieren die USTruppen – hey, Verschwörungstheoretiker! – einen Bagdad-Doppelgänger? Saddam selbst ist schon eine Weile nicht mehr aufgetreten, aber auch er scheint wohlauf zu sein. Denn der bündige Duktus seiner jüngsten Drohung, „mit Gottes Hilfe werden wir ihre Bäuche in der Hölle braten“, enthält das ganze Know-how des erfahrenen Diktators: Das Braten in der Hölle, das bekanntlich höhere Hitze entfaltet als schlichtes Weichkochen oder Dünsten im Römertopf; den Bauch, die wohl empfindlichste Körperregion des westlichen Barbaren, der darin seinen von den Unterdrückten geraubten Wohlstand verstaut. Und schließlich Gottes Hilfe, verpackt in eine vage Formulierung, die es Gott ggf. ermöglicht, abzulehnen, zumal er ja in der Hölle ohnehin nichts zu melden hat. Doch dann fiele auch das Braten der Bäuche aus, und die regierungstreuen Truppen wären auf ihre eigene Kreativität angewiesen. Grillen sie die Ohren der Angreifer? Legen sie deren Nasen in Essig ein? Das wird ein seltsames Mahl nach dem Sieg.

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