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Porträt: „Mit Gesicht ist es leichter“

Bislang blieben sie anonym, die Plagiatsjäger auf den Fersen von Guttenberg und Koch-Mehrin. Nun hat sich der Gründer von "VroniPlag" geoutet. Die alten Medien freut es, seine Mitstreiter sind verärgert.

Von Anna Sauerbrey

Genau das sollte eigentlich vermieden werden: Dass einer aus der Gruppe herausgehoben wird, dass ein Klarname genannt und ein Gesicht gezeigt wird. Doch Martin Heidingsfelder ist nun zum Gesicht der Plagiatsjäger geworden, ob es ihm und den anderen passt oder nicht.

Heidingsfelder ist ein Erlanger Unternehmer, er bietet Online-Befragungen an und spielt in seiner Freizeit Golf. Er ist Mitglied in der SPD, aber das, so sagt er, hat nichts damit zu tun, dass er VroniPlag gegründet hat, eine der Gruppen im Internet, in denen anonyme Helfer gemeinsam an der Entlarvung von Plagiaten in Prominenten-Doktorarbeiten arbeiten. Karl-Theodor zu Guttenberg war das erste und bekannteste Opfer, es folgten die FDP-Europaabgeordnete Silvana Koch-Mehrin und mehrere andere eher minder bekannte Politiker.

Es ist eine mühsame Arbeit, Hunderte Seiten auf nicht gekennzeichnete fremde Gedanken zu überprüfen. Erfolg versprechend ist sie erst im „Schwarm“, in der Kooperation der vielen, wie sie auch Großprojekten wie der Wikipedia zugrunde liegt. Im Schwarm, so die ungeschriebene Regel der Netzkultur, tritt der Einzelne zurück. Nicht um persönliche Profilierung geht es, sondern um die Verwirklichung einer Idee. Auch Heidingsfelder fing so an, als einer von vielen auf „GuttenPlag“ arbeitete er mit am Sturz des Ministers.

Als das Wiki immer bekannter wurde, suchten die „alten“ Medien nach den Gesichtern dahinter. Heidingsfelder hatte inzwischen seinen Ableger gegründet, einen nicht unumstrittenen, denn darauf wurde die Arbeit der Tochter von Edmund Stoiber untersucht, keine Prominente im engeren Sinne. Er gab Interviews unter seinem Pseudonym „Goalgetter“, am Donnerstag schließlich outete er sich mit Klarnamen. Mit Profilierung habe das nichts zu tun, sagte Heidingsfelder dem Tagesspiegel. Er habe einem Zwangsouting von „Bild“ zuvorkommen wollen. Die Sucht der „alten“ Medien nach Gesichtern kann er aber verstehen: „Mit Gesicht geht es leichter.“ Dennoch missfiel dieser Schritt vielen im Schwarm. Schon nach dem anonymen Interview entbrannte eine Debatte, Heidingsfelder verlor einige seiner Verwalter-Rechte in der Gruppe. Weitermachen will er trotzdem. „Ich arbeite an einem sehr interessanten Fall“, sagt er. Um wen es sich handelt, verrät er nicht. Erst, wenn 10 Prozent einer Arbeit nachweislich abgeschrieben sind, werden Namen genannt. So will es der Schwarm. Anna Sauerbrey

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