zum Hauptinhalt

Mittelmeerunion: Handreichung

Die unsichtbare Grenze zwischen Südeuropa und Nordafrika ist künstlich. Ihre Abschaffung ist nötig, um radikalen politischen Kräften entgegen zu wirken.

Aus der Taufe gehoben werden soll das Projekt nun auf dem EU-Sondergipfel am 13. Juli in Paris. Auch wenn die Ziele der neuen Mittelmeerunion, auf die sich Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy und Kanzlerin Angela Merkel nach einigem Gezerre geeinigt haben, erst in Umrissen klar sind. Klar ist allerdings, dass der 1995 gestartete Vorläufer mit dem Namen „Barcelona-Prozess“ erlahmt ist. Das meiste davon blieb Stückwerk, es fehlte eine überzeugende europäische Strategie. Selbst die von Brüssel für seine 13 Südpartner – von Marokko, über Algerien, Ägypten und Israel bis nach Syrien – bereitgestellten Finanzmittel wurden nur noch teilweise abgerufen. Das Ganze war längst mehr frustrierend als inspirierend. Und darum ist es gut, einen frischen Anfang zu setzen. Mag manchem in Berlin, Madrid und London auch die hemdsärmelige Art des französischen Präsidenten nicht gefallen, im Blick auf die südlichen Anrainerstaaten des Mittelmeers hat er die EU endlich wieder auf Trab gebracht. Die unsichtbare Grenze quer durch das Mittelmeer ist so künstlich wie kurzsichtig. Schon in der Antike war das Mittelmeer ein zusammenhängender Kultur- und Wirtschaftsraum, umso anachronistischer wirkt die heutige Spaltung in der globalisierten Welt. Die Südländer brauchen das Interesse Europas mehr denn je. Sie brauchen Hilfe beim Ausbau von Infrastruktur und Zivilgesellschaft, bei Umweltschutz und Industrieentwicklung, bei der Entwicklung von Qualifikation und Bildung sowie bei der Verbesserung des Lebensstandards ihrer Bevölkerung – nicht zuletzt, um den radikalen Kräften in diesen Staaten den Wind aus den Segeln zu nehmen. M.G.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false