zum Hauptinhalt

Meinung: Modern ist, was erhält

Von Stephan-Andreas Casdorff

Diese Rechte ist so recht keine mehr. Das zeigen die Ergebnisse von Stuttgart und Mainz. In Stuttgart ist der liberal-sozial-christliche Günther Oettinger als „MP“ gewählt, das erste Mal aus eigenem Recht, will sagen: vom Volk. In Mainz ist Christoph Böhr, der christlich-soziale, zum wiederholten Mal nicht gewählt, aber das hat weniger mit seinem Kurs zu tun als damit, dass die Leut’ lieber Physiker als Philosophen haben. Darum bleibt Böhr gewiss ein Gescheiter, aber nun ist er eben auch ein Gescheiterter bei dem Versuch, der Komplexität von Politik nicht allzu sehr ins Sphärische oder Joviale auszuweichen. Als CDU-Vize ist er Herr der Grundwerte, und als der ist er der Linie gefolgt, die vom historischen Zentrum bis heute reicht; der Linie, die über Jahre der politische Urahn Böhrs, der Pfälzer Kohl, gezogen hat.

Daraus den Schluss zu ziehen, es würden doch immer mehr Persönlichkeiten denn Programme gewählt, ist zwar angesichts der Zahlen auch nicht falsch, allerdings ergänzungsbedürftig um den Aspekt, dass Programm und Person zusammenpassen müssen. Der Wähler hat eine gute Nase, wenn es nicht so ist. In Rheinland-Pfalz passte es ganz gut, es fehlte auch nicht an sozialer Gesittung und Gesinnung, so dass die CDU beim Ergebnis nicht vollends einbrach – es gebrach dem Candidus halt an Charisma.

In Baden-Württemberg, dem „Muschterländle“, hat wiederum alles seine Zeit. Erwin Teufel ist nunmehr endgültig Geschichte. Der Schnellsprecher und Schnelldenker Oettinger verkörpert mit seiner Schafferei, seiner Arbeits-Unrast, offenkundig auch einen Gutteil des Landes, das am besten in Deutschland dasteht. Er wirkt wie der Versuch eines neuen „Cleverle“, urbaner, der Moderne zugewandt. Oettinger ist schon ein Reformer à la Späth; wobei ein wenig mehr vom Landmann dem Land aber auch ganz gut bekäme: einer, der sät und das Ernten abwarten kann. Hinzu kommt, dass der MP eine SPD-Gegenkandidatin hatte, die nie zu den Leuten passte; und dass es einen Wahlkampf gab, mit Skurrilitäten, die schon gar nicht zum Land passten. Das alles erinnerte eher an weiland Oskar Lafontaine von der Saar mit seinem Spruch vom Fressen, Saufen undsoweiter.

Was sich für die politische Rechte aus den Ergebnissen fürs ganze Land lernen lässt? Voran mit Maß und Mitte. Und schön sozial bleiben. Denn so konservativ sind die Menschen allemal.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false