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Meinung: „Muss ich noch etwas sagen?“

Als Peter Sodann, Schauspieler aus Halle, am Montag im Berliner Karl-Liebknecht- Haus steht, einem für Künstler eher fremden Ort, kann PDS-Chef Lothar Bisky seinen Stolz nicht verbergen: „Sachsen kann diesmal ehrlicher wählen.“ Beziehungsweise: Ehrlicher wählen.

Von Matthias Meisner

Als Peter Sodann, Schauspieler aus Halle, am Montag im Berliner Karl-Liebknecht- Haus steht, einem für Künstler eher fremden Ort, kann PDS-Chef Lothar Bisky seinen Stolz nicht verbergen: „Sachsen kann diesmal ehrlicher wählen.“ Beziehungsweise: Ehrlicher wählen. Als Bruno Ehrlicher, als „Tatort“-Kommissar aus Leipzig ist Sodann dem Fernsehpublikum im Lande bekannt.

Gutmütiger Ermittler will er bleiben, drei Mal im Jahr. Und Politiker werden – als parteiloser Spitzenkandidat der PDS in Sachsen, die bald Linkspartei heißen soll. Der 69-Jährige ist Zugpferd, auch ohne groß etwas zu Inhalten zu sagen. Das tut er dann auch nicht, redet nur von seinem Vater, der in der KPD war, dass er selbst immer ein politischer Mensch gewesen ist, nun „Farbe bekennen“ wolle. „Was soll ich sonst noch sagen?“

Eingefädelt haben den Einsatz für Sodann Bisky, Gregor Gysi und das „Enfant terrible“ der PDS, Diether Dehm. Die Kandidatur folgt der PDS-Logik, auch Prominente von außerhalb der Politik aufzustellen, früher mal waren es Stefan Heym oder der Radsportler Täve Schur. Sodann, sagt Bisky, sei der „ideale Mann“, um dem Parlament mit seinen vielen Beamten und Juristen „den Spiegel vorzuhalten“.

Sodann hat eine widersprüchliche Biografie. Aufgewachsen in Meißen, Werkzeugmacherlehre, später Studium in Leipzig, erst Jura, dann an der Theaterhochschule. Selbst mal freiwillig in die SED eingetreten, kam er 1961 mit dem System in Konflikt. Wegen einer Aufführung für das Studentenkabarett „Rat der Spötter“ flog er von der Hochschule, kam neun Monate ins Gefängnis und musste die Partei verlassen. Später konnte er die Ausbildung fortsetzen, sein erstes Engagement führte ihn 1964 ans Berliner Ensemble zu Helene Weigel. Nach einer Zwischenstation in Magdeburg wurde er 1980 Schauspieldirektor am Landestheater Halle, seit 1981 baute Sodann dort das marode „Kino der deutsch-sowjetischen Freundschaft“ zum „Neuen Theater“ um. Eine Fleißarbeit, die nach der Wende weiterging, bis 2003 eine „Kulturinsel“ mit Bühnen, Galerie, Kneipe und DDR-Bibliothek fertig war.

Sodann ist in Halle als „Einmischer“ bekannt. Sein Vertrag am Theater in Halle wurde nicht verlängert. Erst am Samstag wurde er verabschiedet, in Lobreden war von „Ära“, „Zäsur“ und „Lebenswerk“ die Rede, Sachsen-Anhalts Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz lobte Sodann als „Ermutiger, Entdecker und Förderer“, immer „quer zum Zeitgeist“. Das Ensemble ließ rote Rosen regnen, Sodann zeigte sich sichtlich gerührt. Zwei Tage später sitzt er bei der PDS auf einem rot gepolsterten Stuhl und sagt: „Ich bin davon überzeugt, dass wir die Welt verändern müssen.“

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