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Papst Benedikt XVI., Kanzlerin Merkel und Silvio Berlusconi. Letzteren zeigen wir wegen seiner angeblichen und ungebührlichen Äußerungen über die deutsche Regierungschefin vorsichtshalber nicht.

© dpa

Mystische "Bild": Berlusconi, Merkel und der Papst

Die "Bild" gibt sich dieser Tage geheimnisvoll. Gerade so, als hätten Berlusconis Merkel-Beleidigung und der Papst-Besuch etwas gemein. Haben sie?

Wenn es etwas gibt, das so gar nicht geheimnisvoll ist, dann ist es die „Bild“, das Zentralorgan des gesunden und vor allen Dingen ungesunden Volksempfindens. Immer klare Kante, gerne auch unterhalb der Gürtellinie oder unterste Schublade, wie man so schön sagt. Nun ist seit ein paar Tagen ein Phänomen zu beobachten: Die „Bild“ gibt sich sibyllinisch.

Es fing am Mittwoch damit an, als das Blatt von Silvio Berlusconi berichtete, dem italienischen Ministerpräsidenten und Protagonisten des ungesunden Volksempfindens, auch der immer klare Kante, unterhalb der Gürtellinie, unterste Schublade. Das Protokoll eines abgehörten Telefonats war kürzlich publik geworden, ein Telefonat, in dem er seine Heimat übelst beschimpfte. Und ein Telefonat, in dem Berlusconi, wie „Bild“ nun unter Berufung auf die italienische Tageszeitung „La Repubblica“ berichtete, Angela Merkel, unsere Kanzlerin Angela Merkel übelst, noch übelstiger, „aufs Vulgärste“ beleidigt haben soll. Was nun dem Berlusconi da aus dem Mund gefahren sei, was er denn über Frau Merkel, unsere Frau Merkel gesagt habe, das sagt „Bild“ nicht.

Schon sehr geheimnisvoll. Gestern nun ein neues Geheimnis. Unter der Überschrift „Was hier passiert, ist noch geheim“ berichtet das Blatt von merkwürdigen Aktivitäten an der Fassade des Axel-Springer-Hochhauses. „Eine Gruppe wagemutiger Industriekletterer, die an Seilen die Fassade entlangkraxelt. Ihre Mission? Streng geheim!“ Sehr mystisch.

Nun denn, enthüllen wir mal. Berlusconis vermeintliche Äußerung ist den italienischen Blättern zu entnehmen: Er soll über Angela Merkel, unsere Kanzlerin Angela Merkel!, gesagt haben „una culona inchiavabile“. Das müssen Sie sich schon selber übersetzen, das ist sehr empörend, das ist schon einen Rücktritt Berlusconis wert.

Nun zur zweiten Enthüllung. Die hat mit der ersten nichts, absolut nichts zu tun. Die hat nur etwas mit der „Bild“ zu tun und ihrem guten und engen Verhältnis zum Papst. Als Joseph Ratzinger am 19. April 2005 zum Papst gewählt wurde, titelte „Bild“ am Tag darauf, durchaus originell, „Wir sind Papst!“ Nun kommt der Papst, und vom 19. bis zum 27. September wird dieses Titelbild auf 54 x 64 Metern die Fassade des Springer-Hauses verhüllen. Das ist das ganze Geheimnis. Und nun ist es raus. Und ganz harmlos. Im Gegensatz zu der Sache mit Berlusconi. Der wird wohl noch ein paar unverhüllte Schlagzeilen produzieren.

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