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Zurück zum Uli Hoeneß: Akten im Landgericht München.

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Nach dem Urteil: Von Ulrich H. zu Uli Hoeneß

Ulrich H., so stand es auf der Anklage, so stand es auf den Hinweisschildern vor dem Justizpalast in der Münchner Prielmayerstraße. Es hat ein wenig gedauert, bis Ulrich H. wieder zu Uli Hoeneß zurückgefunden hat. Ein Kommentar.

Wenn man will, kann man auch sagen, dass er gezwungen wurde durch das Urteil von drei Jahren und sechs Monate Haft wieder zu sich zu finden. Aber entscheidend ist nur, dass er sich auf sich besonnen hat. Sein Rücktritt von allen Ämtern, nicht mal 24 Stunden nach der Urteilsverkündung, ist folgerichtig, ist konsequent, ist, nein, nicht anständig, sondern eine Selbstverständlichkeit. Die auch nicht dadurch weniger selbstverständlich wird, dass eine Wahl seines Fußvolkes, der FC Bayern-Familie ihm auch jetzt noch eine Bestätigung von DDR-Ausmaßen einbringen würde, so etwa 97,5 Prozent.

Uli Hoeneß akzeptiert den Rechtsstaat

Eine Selbstverständlichkeit ist dies, wie man sie bei Margot Käßmann, der vormaligen Landesbischöfin nach ihrer Verfehlung erlebt hat, wie man sie ansonsten so gut wie nie erlebt. Mehr aber noch als der Rücktritt wiegt Hoeneß' Verzicht auf die Revision. Nein, er wählt nicht den legitimen Weg, einer Neuverhandlung, bei der seine Anwälte mit großer Verve und ebenso großer Wahrscheinlichkeit ein günstigeres Urteil, wenn nicht sogar eine weitgehend schmerzfreie Bewährungsstrafe ausgehandelt hätten.

Uli Hoeneß geht nicht in Revision. Sein Verhalten ist nicht vorbildlich, aber es ist richtig.
Uli Hoeneß geht nicht in Revision. Sein Verhalten ist nicht vorbildlich, aber es ist richtig.

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Er hat auch nicht den illegitimen Weg der Mauschelei gewählt – da haben sich einige Prozessbeobachter, auch der Schreiber dieser Zeilen, vorab gewaltig geirrt -, obwohl der ihm doch gewiss geebnet gewesen wäre. Uli Hoeneß verzichtet, er hat gefehlt, den größten Fehler seines Lebens hat er begangen, wie er selber sagt, für diesen Fehler sieht der Rechtsstaat berechtigt eine Strafe vor, Uli Hoeneß akzeptiert diesen Rechtsstaat, mehr noch, er lebt ihn. Auch ist unerheblich, ob er einen persönlichen Vorteil aus seinem Steuerbetrug gezogen hat, oder ob er, man kann das stark vermuten, nur das Großbauernopfer für seinen Verein, den FC Bayern München, liefert. Er hat die Gemeinschaft betrogen, er gehört bestraft.

Vorbildlich ist sein Verhalten nicht, es ist nur richtig

Noch während des Prozesses war er Ulrich H., der zwar ein Geständnis ablegte, aber selbst innerhalb dieser Selbstbezichtigung noch log, dass sich die Balken bogen. Aber man hat ihn leiden sehen, die Qualen waren ihm körperlich anzusehen, sie waren zu hören, wenn er kleinlaute Antworten gab, verhuscht, in die Enge getrieben, nicht er selbst. Aber litt er, weil die Strafe, weil Gefängnis drohte? Oder litt er mehr unter sich selber, weil er spürte, dass sich dieser Ulrich H. in der Früh im Spiegel nicht mehr als Uli Hoeneß erkennen kann?  Der Rücktritt und der Verzicht auf die Revision zeigen, dass er tatsächlich reinen Tisch machen will, dass er sich wohl selber nicht mehr hat leiden können als Ulrich H.

Ein Vorbild also, selbst in der selbst verschuldeten Not? Nein, vorbildlich ist sein Verhalten nicht, es ist nur richtig. Der vormalige Präsident des FC Bayern München, der Supermann des deutschen Fußballs, der erfolgreiche Geschäftsmann und Moralisierer der Republik hat seinen Prozess vor dem Landgericht München II verloren. Ja, und? Wichtiger für ihn persönlich ist, dass Uli Hoeneß Ulrich H. besiegt hat. Glückwunsch dazu, auch von dieser Stelle. Zeit wurde es.

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