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Ein Demonstrant protestiert vor dem Gebäude der Deutschen Bank in Frankfurt gegen die Entscheidung des Unternehmens, weiterhin mit Agrarrohstoffen zu spekulieren.

© dpa

Nahrungsmittelspekulation: Uneins über die Zahlen, uneins über die Konsequenzen

Der Preis ist das Ergebnis von Angebot und Nachfrage, heißt es in der Schule. Das klingt einfach, doch bei Rohstoffen, die auf dem Weltmarkt gehandelt werden, ist das eine hochkomplexe Rechnung. Das zeigt sich auch im Streit um die Nahrungsmittelspekulation, den wir in Ausschnitten auf Tagesspiegel.de dokumentieren.

Wie groß ist der Anteil der Nahrungsmittelspekulation an der Ernährungskrise in Schwellen- und Entwicklungsländern? Diese Frage treibt die Wissenschaft um. Regierungen und auch zivilgesellschaftliche Organisationen haben großes Interesse an einer Antwort - denn davon hängt ab, ob und in welchem Maße sich die Forderungen nach der Eindämmung der Spekulation mit Nahrungsmitteln bis hin zum Ausschluss bestimmter Akteure von diesem Markt oder auch ein grundsätzliches Verbot begründen lassen. Auf Tagesspiegel.de begann die Debatte mit einem Gastbeitrag des Wirtschaftsethikers Ingo Pies. Pies ist Teil eines Zusammenschlusses von Wissenschaftlern, die sich einem offenen Brief an Bundespräsident Joachim Gauck darüber beklagt haben, dass einige Nichtregierungsorganisationen in ihren Forderungen über das Ziel hinausschießen. Wichtiger als die Eindämmung der Spekulation seien realwirtschaftliche Maßnahmen gegen den Hunger in der Welt. Eine Abschaffung der Agrarspekulation könne sogar kontraproduktiv sein. Namentlich die Welthungerhilfe griff Pies in seinem Beitrag an.

Auf diesen Beitrag antwortete wenige Tage später Thilo Bode, Geschäftsführer der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch. Er sagt, die wenigsten Organisationen drängten auf eine völlige Abschaffung der Spekulation. Aus seiner Sicht liegen aber genug Forschungsergebnisse vor, um zumindest eine Eindämmung der Spekulation zu empfehlen.

Auch der Wirtschaftswissenschaftler Hans-Heinrich Bass antwortete auf den Beitrag von Herrn Pies. Pies hatte eine seiner Studien in seinem Beitrag zitiert. Bass hat diese Untersuchung im Auftrag der Welthungerhilfe erarbeitet und untersucht darin die Auswirkungen der Spekulation auf die Preise von Agrarrohstoffen. Die Ergebnisse, die er bei Pies unzureichend und verfälschend dargestellt sah, fasst er hier noch einmal zusammen: Er empfiehlt zwar ebenso wie Bode nicht die völlige Abschaffung der Spekulation und auch nicht den Ausschluss bestimmter Akteure vom Markt, etwa Investmentfonds. Er sieht allerdings ebenfalls eine Eindämmung als nötig an und empfiehlt eine obligatorische Ethikprüfung für entsprechende Finanzmarktprodukte.

Auf beide Beiträge, sowohl auf den von Thilo Bode und auf den von Hans-Heinrich Bass hat nun Ingo Pies erneut erwidert. Besonders in seiner Replik auf Hans-Heinrich Bass geht Ingo Pies noch einmal auf die Position der Welthungerhilfe ein, die er unter den "Hardlinern" in der Debatte sieht. Tsp

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