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Meinung: Neue Federn für die lahme Ente

Von Christoph von MarschallEines muss man George W. Bush lassen: Washington ist eine geschwätzige Stadt, aber diesem Präsidenten gelingt es immer wieder, die Öffentlichkeit mit politischen Manövern zu überraschen und die Initiative erneut an sich zu reißen.

Von Christoph von Marschall

Eines muss man George W. Bush lassen: Washington ist eine geschwätzige Stadt, aber diesem Präsidenten gelingt es immer wieder, die Öffentlichkeit mit politischen Manövern zu überraschen und die Initiative erneut an sich zu reißen. Aus seinem engsten Kreis sickert kein Hinweis verfrüht durch. Die USA spekulieren über Donald Rumsfelds Entlassung? Bush trennt sich von seinem Sprecher Scott McClellan. Und degradiert gleich noch Karl Rove, seinen bisher mächtigsten Politikberater. Der bleibt zwar vorerst stellvertretender Stabschef im Weißen Haus, muss aber die Zuständigkeit für politische Strategie abgeben und soll sich auf den Wahlkampf für die Kongresswahlen im November konzentrieren. Die Aufgabe übernimmt Joel Kaplan, bisher Vizeabteilungsleiter Budget und Finanzen im Weißen Haus. Bush mag Veränderungen nicht. Wenn er alte Freunde ersetzen muss, dann am liebsten durch andere alte Freunde.

Vor einigen Wochen wären die Manöver ein Zeichen gewesen, dass Bush sich dem Druck beugt. Selbst republikanische Parteifreunde hatten mehrfach zur Auffrischung seiner Mannschaft geraten. Sie wirke verbraucht und müde, das sei auch der Grund mehrerer Managementfehler, die Bush schlecht aussehen ließen, vom gescheiterten „Port Deal“ (dem Verkauf des Betriebs der größten Häfen an eine arabische Firma) bis zum Streit über die Zuwanderung. Doch immer wenn der Chor der Talkshows und Kolumnisten am lautesten wird, widersteht Bush dem Drängen. Erst als sich die Aufregung gelegt hatte, präsentierte er einen neuen Stabschef: Joshua Bolten ersetzt Andy Card.

Nun stoppt der Präsident die Debatte über Rumsfeld durch McClellans Abgang. Ungewöhnlich dabei: Anders als üblich präsentierte er nicht gleich den Nachfolger. Den will er in den nächsten zwei bis drei Wochen aussuchen. Es ist das einzige Indiz, dass Bush sich vielleicht doch unter Druck sah. Auf eine inhaltliche Änderung seiner Politik in Bereichen, die im Zentrum der Kritik stehen, weist nichts hin. Nicht das Produkt ist falsch oder fehlerhaft, sondern die Verkaufe. Beziehungsweise das Management der Abläufe. Insofern hatte Bushs Tag symbolisch begonnen. Sein Abflug nach Alabama verzögerte sich: Kommunikationsprobleme seines Hubschraubers mit der Luftüberwachung.

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