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Die neue Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer.

© dpa

Cornelia Yzer: Die personelle Senatsreserve ist aufgezehrt

Frank Henkel ist über seine Frau für die Wirtschaft „ehrlichen Herzens froh“ – warum nur? Vermutlich, weil es ihm gelungen ist, überhaupt jemanden zu finden, der den Job der Wirtschaftssenatorin übernimmt.

Auf den ersten Blick wirkt die Wahl bestechend: Schnell ging es, sehr schnell sogar; eine Frau ist es, wie gewünscht; aus der Wirtschaft kommt sie; mit Forschung, dem Ressort angehängt, kennt sie sich aus, ebenso mit Politik, ganz anders als ihre hilflos-forsche Vorgängerin. Und dennoch zeigt die Vorstellung von Cornelia Yzer vor allem eins: Die personelle Senatsreserve ist aufgezehrt.

Je vier Ressorts hatten SPD und CDU zu besetzen, nur je vier fähige Politiker zu finden. Das Ergebnis war verheerend und ist seitdem, durch den Nachweis von Befürchtungen, noch ein bisschen schlimmer geworden. Nicht auszudenken, was wäre, wenn – wie früher – die Landesregierung aus bis zu sechzehn Senatoren bestünde. Vermutlich müsste CDU-Chef Frank Henkel seinen Fahrer zum Verkehrssenator machen, sein Gärtner, falls er einen hätte, übernähme die Stadtentwicklung und sein Personal-Trainer den Sport.

Es waren nur vier, aber die CDU hat es geschafft, bereits im ersten Jahr die Hälfte ihrer ersten Wahl auszuwechseln. Michael Braun wäre womöglich ein guter Justizsenator geworden, beim Verbraucherschutz aber war er absehbar angreifbar. Sybille von Obernitz versteht erkennbar von politischer Kommunikation so viel wie der Regierende Bürgermeister von Flughafeneröffnungen. Dass sie stets ihre Nase zu hoch trug, brach ihr letztlich das Genick.

Bilder: Die verbotenen Bilder der Sybille von Obernitz

Und Henkel selbst? Der Innensenator fällt vor allem auf als Phantom, dessen Werte bei Meinungsumfragen nur deshalb steigen, weil er nicht Klaus Wowereit heißt.

Nun also Cornelia Yzer, laut Henkel kompetent und erfahren. Aber in was und für was? Es ist, anders als einige zwanghaft hyperventilierende Oppositionspolitiker meinen, zwar kein gravierendes Problem, dass Yzer fast fünfzehn Jahre als Cheflobbyistin für die Pharmaindustrie gearbeitet hat, obwohl „gut vernetzt“ auch leicht ziemlich verfilzt sein kann. Aber das macht sie nicht einfach so zur „Lobbyistin für Berlin“, wie Henkel sagt. „Ehrlichen Herzens froh“ dürfte er vor allem sein, überhaupt jemanden gefunden zu haben.

Als parlamentarische Staatssekretärin der damaligen Familien- und Jugendministerin Angela Merkel und später des Technologieministers Jürgen Rüttgers war Yzer eher unauffällig, als Pharmalobbyistin endete ihre Karriere vor anderthalb Jahren abrupt, weil sie es nicht vermochte, das Gesetz zur Neuordnung des Arzneimittelmarktes im Sinne der Industrie zu beeinflussen. Ein großer Konzern wie Bayer, für den sie einst selbst tätig war und um den Berlin heute buhlt, war tief enttäuscht von ihr.

Es ist nicht Yzers Schuld, dass die CDU sie ausgewählt hat. Es ist nicht Henkels Schuld, dass er darüber „ehrlichen Herzens froh“ sein muss. Es ist nicht Wowereits Schuld, dass die CDU macht, was sie macht. Es ist überhaupt niemand dran schuld, dass es ist, wie es ist, und dass es bleibt, wie es ist.

Berlin liegt übrigens im Vergleich aller Bundesländer bei der Wirtschaft auf dem letzten Platz. Das ist auch auf den zweiten Blick überhaupt nicht bestechend.

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