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Meinung: …New York

über die begrenzten kapitalistischen Möglichkeiten eines Supermarktkonzerns So hatten sich die Wal-Mart-Oberen den Empfang sicherlich nicht vorgestellt. Seit Jahren schon suchen die Strategen des Supermarktriesen, mit 1,2 Millionen Beschäftigten der größte Arbeitgeber der USA, nach einem geeigneten Standort in New York City.

über die begrenzten kapitalistischen Möglichkeiten eines Supermarktkonzerns So hatten sich die Wal-Mart-Oberen den Empfang sicherlich nicht vorgestellt. Seit Jahren schon suchen die Strategen des Supermarktriesen, mit 1,2 Millionen Beschäftigten der größte Arbeitgeber der USA, nach einem geeigneten Standort in New York City. Als dann vor ein paar Monaten die Planungen für ein Shopping-Center in Queens begannen, sahen sie ihre Chance gekommen. Doch statt den Konzern wie anderswo im Lande wegen seiner günstigen Preise und seiner Versprechen auf Hunderte neuer Arbeitsplätze willkommen zu heißen, bildete sich unverzüglich eine schlagkräftige Koalition aus Gewerkschaften, Kleinunternehmern und Lokalpolitikern. „Nur über meine Leiche wird Wal-Mart einen Fuß in diese Stadt setzen“, verkündete etwa Brian McLaughlin. Der 52 Jahre alte Demokrat sitzt nicht nur im Stadtrat von Queens, sondern ist auch Chef des New York City Central Labor Council, einer Dachorganisation von 375 Gewerkschaften mit 1,5 Millionen Mitgliedern.

Die Gewerkschaften sind ausgerechnet in der Musterstadt des Kapitalismus, der Heimat der Wall Street, schon traditionell stark. Kein Bürgermeister kann hier regieren, ohne sich mit den Arbeitnehmervertretern von Polizei, Feuerwehr, Öffentlichem Nahverkehr und Stadtverwaltung gut zu stellen. Doch in einem Jahr wie diesem, da im Dezember die Bürgermeisterwahl ansteht, haben 1,5 Millionen Gewerkschafter-Stimmen ein besonderes Gewicht. Und so braute sich im City Council eine Allianz zusammen, die mit allen Mitteln gegen den Supermarkt vorzugehen bereit ist. Ihre Praktiken erinnern dabei eher an die Blütezeit des Staatssozialismus, als an das freie Spiel der Marktkräfte à la Adam Smith.

Der Stadtrat entwarf ein Gesetz, dass dem Stadtkämmerer erlaubt, die Neuansiedlung eines Unternehmens abzulehnen, wenn dieses „in exzessiven Arbeitsrechtsklagen“ verwickelt ist. Ein Kriterium, das augenscheinlich bestens auf Wal-Mart anzuwenden wäre, schlägt sich der Konzern doch zunehmend mit Diskriminierungsvorwürfen und Verstößen gegen das Arbeitsrecht herum. Ein weiterer Gesetzentwurf würde Firmen einer bestimmten Größe die obligatorische Krankenversorgung seiner Angestellten vorschreiben – ein Punkt, für den Wal-Mart seit Jahren in der Kritik steht.

„Wir geben ihnen ein spezielles New Yorker Willkommen“, prahlte Anthony Weiner, einer von einem halben Dutzend Kandidaten, die Bürgermeister Michael Bloomberg die Wiederwahl vermasseln wollen. Angesichts von so viel Feindseligkeit strich Wal-Mart die Segel. Vorerst. Denn dass der Konzern langfristig aus dem Mekka des Kapitalismus auszuschließen ist, glauben selbst seine ärgsten Kritiker nicht.

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