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Meinung: Nicht versöhnlich, aber gerecht

HARTE STRAFE FÜR BILJANA PLAVSIC

Das internationale JugoslawienTribunal in Den Haag hat es sich zur Aufgabe gemacht, nicht nur für Gerechtigkeit, sondern auch für Versöhnung zu sorgen. Das muss kein Widerspruch sein, kann aber widersprüchlich werden, zum Beispiel wenn die Richter ein mildes Urteil fällen, um noch flüchtige Angeklagte zu überzeugen, dass sich Reue und Kooperation mit dem Gericht lohnen. Es sah so aus, als würde es beim Prozess gegen die frühere bosnisch-serbische Präsidentin Biljana Plavsic genau darauf hinauslaufen: Anklage und Verteidigung ließen gemeinsam Zeugen aufmarschieren, die sich bemühten, die Anklagte zu entlasten. Chefanklägerin Carla Del Ponte forderte trotzdem mit 15 bis 25 Jahren eine drastische Strafe – vor allem, weil Plavsic zwar geständig war, aber nicht gegen andere Angeklagte aussagen wollte. Mit ihrem Urteil sind die Richter im Wesentlichen Del Ponte gefolgt – aber aus anderen Gründen. Plavsic muss für knapp 11 Jahre hinter Gitter, nicht weil sie nicht kooperierte, sondern wegen der Schwere der Verbrechen. Für alle Angeklagten, die sich noch versteckt halten, ist das Urteil kaum Anreiz, sich selbst zu stellen. Für die Opfer dagegen ist es ein Zeichen, dass die Grausamkeiten, die ihnen angetan wurden, nicht durch einen juristischen oder politischen Kuhhandel relativiert werden. klb

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