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Will abheben: Nicolas Sarkozy.

© Philippe Wojazer/Pool/AP/dapd

Nicolas Sarkozy: Endspurt

In drei Monaten wählen die Franzosen einen neuen Präsidenten. Der amtierende schlüpft schnell noch in die Rolle des Machers und Staatsmannes - eine Rolle, die sein Herausforderer noch nicht geübt hat.

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy macht seinem einstigen Spitznamen „Speedy Sarkozy“ alle Ehre. Er prescht nach vorn, um aus seiner schwachen Position im Präsidentschaftswahlkampf herauszugelangen. Nach dem Tod von vier französischen Soldaten in Afghanistan reagierte er erstaunlich schnell und scharf, indem er einen möglichen Abzug in Aussicht stellte. So tragisch der Anschlag ist, für Sarkozy war es die Gelegenheit, sich gegenüber seinen Wählern als verantwortungsbewusster Staatsmann darzustellen. Denn schon länger wird immer wieder Kritik an dem Einsatz der französischen Armee in Afghanistan laut. Bisher hatte Sarkozy betont, Frankreich sei langfristig dort engagiert, aber er kann es nicht riskieren, im eigenen Land für seine Afghanistanpolitik kritisiert zu werden.

Wenn es innenpolitisch schlecht läuft, hat sich Sarkozy ohnehin schon häufig auf die Außenpolitik gestürzt und sich als internationaler Lenker dargestellt, das war so in der Finanzkrise und auch 2008, in der Georgienkrise. Auch diesmal fährt er diese Strategie, um drei Monate vor dem ersten Wahlgang am 22. April gegen seinen sozialistischen Konkurrenten François Hollande zu punkten. Der hat in den Umfragen noch einen Punkt zugelegt. Er liegt nun bei 30 Prozent Zustimmung, Sarkozy nur bei 23 Prozent. Doch Hollande hat einen Schwachpunkt: Den Staatsmann traut ihm bisher niemand richtig zu.

In seinen eigenen Reihen fragt man sich ganz offen, was er denn schon geleistet hat. Einige Sozialisten brachten in den letzten Tagen ihre Kritik gegenüber Hollande und seinen Vorschlägen zur Schulpolitik öffentlich zum Ausdruck. Der Herausforderer kann nicht mal die eigenen Reihen einen, wie will er dann weltweit als durchsetzungsstarker Präsident auftreten? Am heutigen Sonntag will Hollande seine große Präsidentenrede halten und hofft sich damit zu profilieren.

Inzwischen tritt Sarkozy als der Macher auf. Seit Frankreich von Standard & Poor’s das Spitzenrating „AAA“ entzogen wurde, setzt der Präsident auf Aktionismus und gibt sich fast so wie im Wahlkampf vor fünf Jahren. Er krempelt die Hemdsärmel hoch und spricht von Anstrengungen, die verdoppelt werden müssen. Die Niederlage redet er nicht schön, aber macht die internationale Krise und langjährige Fehlentscheidungen dafür verantwortlich, nicht sich selbst.

Kurzfristig berief er in dieser Woche einen Sozialgipfel ein und will gegen Arbeitslosigkeit kämpfen, ein Thema, das alle vereint. Auch eine Senkung der Sozialabgaben ist im Gespräch. Frankreichs Unternehmen sollen wettbewerbsfähiger werden. All das sind zwar Projekte, die sich in den drei Monaten bis zur Wahl kaum umsetzen lassen werden. Der Reformer und aktive Präsident, der die Zügel in der Hand hält, hat sich zurückgemeldet. Sarkozy hat sich noch nicht offen als Kandidat bekannt, bald steht die Wiederbewerbungsrede an. Dann dürfte er sich als großer Kämpfer aufspielen, der das Land aus der Krise führen kann.

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