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Seit etwa einer Woche protestieren vor allem Frauen in der Hauptstadt Abuja gegen die Untätigkeit der Regierung, nachdem 300 Mädchen von der islamitischen Sekte Boko Haram entführt worden sind. Inzwischen wird fast überall protestiert.

© dpa

Nigeria: Protest statt Party

Es hat gute zwei Wochen gedauert, bis die Dimension des Verbrechens an 300 Mädchen die nigerianische Gesellschaft aufgerüttelt hat. Aber jetzt wird es eng für die Regierung und das Militär.

Abuja gleicht einem Raumschiff, das mit dem Rest Nigerias kaum etwas zu tun hat. Die seit den 1960er Jahren errichtete Hauptstadt des Landes zeigt gern den Ölreichtum, der im Nigerdelta verdient wird. Der Höhepunkt des Prunks ist das Hilton Hotel, in dem man die Realitäten draußen ganz leicht vergessen kann. Dort trifft sich die politische und ökonomische Elite Afrikas derzeit zum Weltwirtschaftsforum. Doch der Plan der nigerianischen Regierung, sich nach der Neuberechnung der Wirtschaftsleistung als größte Ökonomie Afrikas feiern zu lassen, ist nicht aufgegangen.

Denn vor drei Wochen sind 300 Schulmädchen im Nordosten des Landes von der islamistischen Sekte Boko Haram entführt worden, und Militär und Regierung in Nigeria haben einen kläglichen Eindruck hinterlassen. Aus einem kleinen Twitter-Protest im Internet ist eine Protestbewegung auf den Straßen der Hauptstadt und vieler weiterer großer Städte in Nigeria geworden. Die Menschen haben es satt, dass ihr Staat komplett unfähig ist, sie vor Gewalt zu schützen – oder ihnen auch nur ein Minimum an staatlichen Dienstleistungen zu bieten. Nigeria steht mal wieder an einem Wendepunkt.

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