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Meinung: Nordirland: Fürs Leben lernen

Vierjährige Mädchen weinen bitterlich, während sie durch einen stählernen Tunnel unter den Blicken vermummter Sicherheitskräfte geschleust werden. Die Belfaster Schülerinnen sind zu Geiseln protestantischer Anwohner geworden.

Vierjährige Mädchen weinen bitterlich, während sie durch einen stählernen Tunnel unter den Blicken vermummter Sicherheitskräfte geschleust werden. Die Belfaster Schülerinnen sind zu Geiseln protestantischer Anwohner geworden. Nackter konfessioneller Hass, eine Lektion fürs Leben. Gestern wurden juristische Beobachter beigezogen, um Menschenrechtsverletzungen zu bezeugen. Perverserweise standen sie im Dienste des protestantischen Quartiervereins, dessen Straßenblockade die katholischen Schulmädchen terrorisiert. Sie sollen polizeiliche Übergriffe verbuchen. Dies zeigt, wie realitätsblind manche in Nordirland geworden sind. Sie sind in ihrem winzigen Schachbrett konfessionsgebundener Straßenzüge gefangen, sie ernten jetzt - als Täter und als Opfer - die Früchte der Segregation. Die Trennung der Lebensbereiche hat in Nordirland nicht funktioniert, sie wird auf dem Balkan nicht funktionieren und auch in Nordengland nicht, wo die Pakistanis vermehrt in eigenen Vierteln wohnen. Ob das Kriterium der Abgrenzung Religion oder Hautfarbe ist, die Segregation entspringt immer dem trügerischen Wunsch nach Geborgenheit unter Seinesgleichen. Dabei führt kein Weg an der Begegnung mit dem Andern vorbei - früher oder später. Und die Rückkehr zur offenen Auseinandersetzung mit dem Fremden ist unendlich viel schwieriger, wenn man zuerst in die Sackgasse der Segregation irrt. Das ist die Lektion aus Nordirland.

ali

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