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Der jüngste Atomtest Nordkoreas dürfte niemanden überrascht haben. Sogar den Termin hatten Experten vorausgesagt.

© AFP

Nordkoreas Atomtest: Jung, Diktator und ungehorsam

Einzig China ist in der Lage, Druck auf Nordkorea auszuüben: Es wird seine politische Unterstützung nicht aufgeben, aber kann seine wirtschaftlichen Lieferungen drastisch reduzieren - auf Kosten der unterversorgten nordkoreanischen Bevölkerung.

Der jüngste Atomtest Nordkoreas dürfte niemanden überrascht haben. Sogar der Termin rund um den 16. Februar, dem offiziellen Geburtstag des 2011 verstorbenen Diktators Kim Jong Il, ist von vielen Experten vorausgesagt worden. Der Test war von Nordkorea angekündigt und folgte einem längst bekannten Muster. Er bildet den Abschluss eines gefährlichen Dreiklangs, der schon 2006 und 2009 ertönt ist. Erst unternimmt Nordkorea einen Raketenstart, dann wird das Land vom UN-Sicherheitsrat mit Sanktionen belegt, dann reagiert Nordkorea mit dem großen Knall. Das alles gab es auch diesmal: Raketenstart, Sanktionen, Atomtest – nur diesmal viel gefährlicher.

Der ostasiatische Raum erlebt gegenwärtig mit dem chinesisch-japanischen Inselstreit und dem Territoriumsstreit im südchinesischen Meer eine Destabilisierung. Wenn nun auch noch das unberechenbare und irrationale Nordkorea dem Status einer Atommacht näher rückt, droht das fragile militärische Gleichgewicht in Ostasien endgültig aus den Fugen zu geraten. Der Test richtet sich nicht nur gegen die neue Präsidentin Südkoreas Park Geun Hye, die zuletzt vorsichtige Annäherungsversuche unternommen hatte. Er bedroht auch Nordkoreas „Erzfeinde“ Japan und USA und stößt den einzigen Verbündeten China vor den Kopf.

China aber kommt im Umgang mit Nordkorea die Schlüsselrolle zu. Das Land hat ein großes Interesse an der Beibehaltung des Status quo, es braucht den Nachbarn als Pufferstaat zu Südkorea und Japan, die beide mit den USA verbündet sind. Ein Sturz des Regimes in Pjöngjang und eine Wiedervereinigung der beiden Koreas könnte die US-Truppen bis an die Grenze Chinas bringen – und gleichzeitig eine Flüchtlingswelle über den Grenzfluss Yalu schwappen lassen. Um das zu verhindern, unterstützt die größte Handelsnation der Welt das verarmte Nordkorea unter anderem mit Erdöl- und Lebensmittellieferungen. Doch der aktuelle Atomtest hat die Geduld Pekings schwer erschüttert.

China fühlt sich zum einen konkret gefährdet – zum Beispiel durch die beim Atomtest möglicherweise freigesetzte Radioaktivität, die Nordostchina erreichen könnte. Vor allem aber ist es die Ignoranz und der Ungehorsam des jungen Diktators Kim Jong Un, die China frustriert. Diese Unzufriedenheit war bereits vor dem Test durch die Unterstützung der Sanktionen des UN-Sicherheitsrats zum Ausdruck gekommen. Im vergangenen Monat gab das sonst auf Nichteinmischung bedachte chinesische Außenministerium Nordkorea sogar den Ratschlag, „seine Wirtschaft zu entwickeln und die Lebensbedingungen der Bevölkerung zu verbessern“.

Klar ist: China wird seine politische Unterstützung Nordkoreas nicht aufgeben. Aber es hat die Möglichkeit, in nächster Zeit die wirtschaftlichen Lieferungen an das so bedürftige Land drastisch zu reduzieren. Damit wird auch deutlich, wer der größte Verlierer des Atomtests vom Dienstag sein wird: die notleidende und unterversorgte nordkoreanische Bevölkerung.

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