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Meinung: NS-Opfer: Offene Rechnung

115 Millionen Mark zahlte die Bundesrepublik 1960 an Griechenland als Entschädigung für die im Weltkrieg angerichteten Gräuel und Zerstörungen. Ein bescheidener Betrag, die Siegermächte hatten die griechischen Reparationsansprüche 1946 auf 7,1 Milliarden Dollar beziffert.

115 Millionen Mark zahlte die Bundesrepublik 1960 an Griechenland als Entschädigung für die im Weltkrieg angerichteten Gräuel und Zerstörungen. Ein bescheidener Betrag, die Siegermächte hatten die griechischen Reparationsansprüche 1946 auf 7,1 Milliarden Dollar beziffert. Bei den Leuten des Dorfes Distomon, wo SS-Soldaten 1944 mehr als 200 Männer, Frauen und Kinder abschlachteten, ist keine einzige Mark angekommen. Vor griechischen Gerichten erstritten sie Entschädigungen von 56 Millionen Mark, aber Berlin will nicht zahlen. Viel zu lange nahmen die deutschen Diplomaten den Konflikt auf die leichte Schulter. Mitte der 90er hätte man noch eine politische Lösung finden können: Ein symbolischer Betrag, eine Versöhnungsgeste hätte den Streit aus der Welt geschafft. Aber das Auswärtige Amt fürchtete, damit Begehrlichkeiten anderer Opfer zu wecken. Diese Gefahr besteht nun erst recht. Selbst wenn griechische Gerichte die geplante Zwangsversteigerung deutscher Liegenschaften noch durchkreuzen sollten, werden die Kläger nicht aufgeben. Sie wollen dann den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte anrufen. Sollten die Straßburger Richter die griechischen Ansprüche bestätigen, wären die finanziellen und politischen Folgen unabsehbar.

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