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Meinung: Nur zum Geldverdienen?

Der amerikanische Zuwachs beim Springer-Verlag

Das hätte ein aufregender Tag für deutsche Medienpolitiker werden können: Deutschlands größter Zeitungsverlag, der Axel Springer Verlag, bekommt einen ausländischen Großinvestor. Die kalifornische Investmentfirma Hellman&Friedman greift mit 350 Millionen Euro nach der „Bild“-Zeitung. Nach dem Einstieg des US-Milliardärs Saban bei ProSieben Sat1 nun die amerikanische Machtergreifung in der Kochstraße?

Hellman&Friedman sind keine Murdochs und Berlusconis. Die Kalifornier kommen in unpolitischer Absicht. Sie bringen nur einen Haufen Geld mit, der sich in fünf Jahren ordentlich vermehren soll. Dann will das Unternehmen seine Beteiligung an Springer wieder verkaufen – am liebsten mit Gewinn an der Börse. Der Kanzler muss sich in der Zwischenzeit also keine Sorgen über noch unfreundlichere „Bild“-Titel machen. Hellman&Friedman sind zum Geldverdienen nach Deutschland gekommen. War’s das?

Das harmlose Auftreten der kalifornischen Geldgeber wirkt verdächtig. Denn die Folgen des Springer-Deals könnten alles andere als harmlos sein – für Springer und für die deutsche Medienbranche. Die Amerikaner sollen Springer internationales Flair geben. Der bieder wirkende Verlag, der nur Bruchteile seines Umsatzes im Ausland erwirtschaftet, muss wachsen, um im globalen Medienspiel zu bleiben. Dort will Vorstandschef Mathias Döpfner mitmischen und glänzen. Doch die Springer-Globalisierung war bisher mehr Wunsch als Wirklichkeit. Die neuen Aktionäre werden deshalb ihre Zurückhaltung bald aufgeben und klarstellen: Wenn Springer wertvoller werden will, muss sich der wie ein Familienunternehmen geführte Konzern der Börse öffnen, muss Friede Springer einen Teil ihrer Macht abgeben – und Döpfner die Eigendynamik dieses Paradigmenwechsels bewältigen. Schafft er dies nicht, droht ihm das Schicksal von Ex-Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff. Der flog raus, weil er die Mohn’sche Eigentümer-Dynastie zu forsch Richtung Börse drängte.

Überhaupt Bertelsmann. Der Gütersloher Medienriese ist in Sachen multimedialer Vermarktung (siehe „Deutschland sucht den Superstar“) ein Muster für Springer. Das weiß Haim Saban, der ProSiebenSat1 ähnlich wie Bertelsmann aufstellen will – mit einer längeren Wertschöpfungskette, die bis an den Zeitungskiosk reicht. Hellman&Friedman, die Sabans Einstieg in Kirchs Insolvenzmasse mitfinanziert haben, wären ein guter Katalysator dafür. Wird die Achse Kirch-Springer wiederbelebt? Die deutsche Medienpolitik sollte es sich nicht allzu gemütlich machen.

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