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Öffentliches Gelöbnis: Drei Klänge

400 junge Wehrpflichtige bekennen sich mit einem feierlichen Gelöbnis zu ihren Aufgaben und Pflichten. Es ist gut, dass die Armee ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rückt. Doch ihre Auslandseinsätze dürfen nicht nur militärisch wahrgenommen werden.

Von Michael Schmidt

Es geht um die Geste, das Symbol. 400 junge Wehrpflichtige haben sich gestern mit einem feierlichen Gelöbnis zu ihren Aufgaben und Pflichten bekannt. Öffentlich – was zeigen soll: Die Bundeswehr versteht sich als Teil dieser Gesellschaft. Vor dem Reichstag – was als Hinweis darauf verstanden werden will, dass das Militär zu Beginn des 21. Jahrhunderts nicht in eigenem Auftrag tätig wird, sondern als Parlamentsarmee nur dann, wenn die Bundestagsabgeordneten es wollen. Und am 20. Juli, dem 65. Jahrestag des gescheiterten Hitler-Attentats – womit herausgestrichen wird, dass die Bundeswehr den militärischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus als eine ihrer Traditionslinien sieht. So weit, so gut.

Zurzeit sind mehr als 7200 Bundeswehrsoldaten an weltweit zehn Missionen beteiligt. Der Versuch ist zu begrüßen, die Armee und ihr Tun verstärkt in das Bewusstsein und den mitunter kritischen Blick der Öffentlichkeit zu rücken. Allerdings wird dabei zunehmend eines offenkundig: Die Diskussion über eine angemessene Anerkennung des gefährlicher gewordenen Einsatzes deutscher Soldaten führt allmählich zu einer arg verkürzten, nämlich einseitig militärischen Wahrnehmung. Der Verteidigungsminister kann zwar gar nicht oft genug betonen, dass – Stichwort vernetzte Sicherheit – nur der Gleichklang aus zivilem, polizeilichem und militärischem Engagement der Herausforderung in Afghanistan gerecht wird. Doch wo lässt sich aus dem Dreiklang von öffentlichem Gelöbnis, Tapferkeitsmedaille und einem Ehrenmal für gefallene Bundeswehrsoldaten eigentlich die Würdigung des Engagements deutscher Entwicklungshelfer und Polizeiausbilder heraushören? Am Sonntag haben deutsche Soldaten am Hindukusch zum zweiten Mal einen Zivilisten getötet. Ob in Notwehr oder nicht – dies wird nicht die letzte Situation ihrer Art gewesen sein, wenn die internationale Gemeinschaft, und Deutschland als selbst ernannte Führungsnation vorneweg, nicht endlich ernst macht mit dem Aufbau der afghanischen Polizei. Ohne eine Geste der Anerkennung allerdings, und sei es in Form von Geld, will diesen Job kein deutscher Ausbilder machen.

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