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Ölkatastrophe in den USA: Obamas Plattform

Amerika steht vor einem langen Sommer der Katastrophenmeldungen – und Präsident Barack Obama wenige Monate vor der Kongresswahl vor einer Bewährungsprobe, die weder er noch der Rest der Nation sich vor dem 20. April auch nur entfernt vorstellen konnten.

Damals explodierte die Ölplattform im Golf von Mexiko. Ausgerechnet am langen Memorial-Day-Wochenende, an dem die USA ihrer Toten gedenken und der unzähligen Kriegs- und Notsituationen, die das Land in seiner Geschichte gemeistert hat, kommt die dramatische Kapitulationserklärung von der Südküste: BP kann das Bohrloch nicht von außen verschließen.

Aussicht auf ein Ende der Ölflut besteht nun erst wieder im August. So lange dauern Entlastungsbohrungen, durch die man Zement einspritzen will, um das Loch von innen zu schließen. Doch wer mag noch auf solche Beteuerungen vertrauen, nachdem schon so viel schiefgegangen ist? In den langen Wochen des Wartens wird BP weiter versuchen, die Ölpest ein wenig einzudämmen. Dazu will man das alte Steigrohr, das nach dem Unglück geknickt und gebrochen auf den Meeresgrund gesunken ist und aus dessen Lecks täglich hunderttausende Liter Rohöl quellen, absägen und einen Trichter über die Öffnung stülpen, um das Öl aufzufangen. Auch das ist noch nie in 1500 Meter Tiefe versucht worden. Wer will da auf Erfolg wetten?

Welche bittere Ironie! Barack Obama, der die Abkehr vom Kurs des „Öl-Präsidenten“ George W. Bush versprochen hatte und die Wende zu erneuerbaren Energien einleiten wollte, wird in seiner Reformpolitik durch eine Ölkatastrophe gebremst und womöglich gestoppt. Sein Ansehen und die Wahlaussichten seiner Partei hängen davon ab, wie erfolgreich sein Krisenmanagement ist. Er flucht innerlich auf „Big Oil“ und kann doch die Konzerne nicht in die Wüste jagen, da nur sie die Geräte und die praktische Erfahrung im Kampf gegen außer Kontrolle geratene Ölquellen haben. Und wenn es ganz schlimm für ihn kommt, verliert er deshalb die Wahl und damit die Parlamentsmehrheit, die nötig wäre, um Amerikas Öldurst zu hemmen.

Eine Ölkatastrophe, die zum politischen Sieg der Öl-Partei führt: Das wäre die ultimative Farce.

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