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Meinung: Ohne Luft

Von Armin Lehmann

Der Konkurrenzkampf im deutschen Fußball ist hart! Gerade eben hat der DFB mit seiner Führungskrise um Präsident Gerhard MayerVorfelder Manipulationsschiedsrichter Robert Hoyzer aus den Schlagzeilen verdrängt. Und nun grätscht Borussia Dortmund dazwischen. Leider handelt es sich bei allen Aktivitäten um unnötiges Foulspiel, das nur Niederlagen begünstigt. Jedenfalls kann einem so kurz vor der WM 2006 schon angst und bange werden um die Zurechnungsfähigkeit und Seriosität des Profifußballs hier zu Lande. Borussia Dortmund, hoch verschuldet und einziger börsennotierter Klub der Bundesliga, sieht sich nach über einem Jahr hektischen Krisenmanagements selbst in der Existenz bedroht. Das heißt, trotz aller gegenteiligen Beteuerungen – die man Lügen nennen muss –, könnte nun tatsächlich ein Traditionsverein zugrunde gehen.

Das Dortmunder Desaster erscheint noch größer, schaut man sich eine andere Meldung des gestrigen Tages an: Der ebenfalls börsennotierte Klub Manchester United belegt auch im jüngsten Ranking der umsatzstärksten Fußballklubs Platz eins. Das ist mindestens ein Hinweis darauf, dass ein Börsengang eines Fußballvereins nicht von vornherein zum Scheitern verurteilt sein muss. Man darf es nur nicht so machen wie Dortmund. An der Börse kann niemand davon ausgehen, dass sein Produkt tatsächlich erfolgreich ist. Genau das aber haben Dortmunds Verantwortliche geglaubt. Sie dachten, eine superteure Mannschaft kann gar nicht anders, als einen Titel nach dem anderen zu holen. Ziel war es, erst den deutschen Branchenführer Bayern München zu überholen, um sich dann an der europäischen Spitze zu etablieren.

Leider versagten die Stars im entscheidenden Augenblick und verpassten die direkte Qualifikation für die lukrative Champions League. Spätestens da hätte der Verein handeln müssen, sein Produkt umstellen, kleiner und kompakter machen müssen – vor allem aber billiger und trotzdem attraktiv. Das ist nicht leicht für einen Fußballklub, aber es wäre nötig gewesen. Stattdessen wurde noch mehr Geld verbrannt, die Zuschauereinnahmen an die Zukunft verpfändet, das Stadion verhökert, der Name verkauft. Die Personalkosten wurden nicht entscheidend gesenkt. Noch immer verdient die Mannschaft so viel wie ein Champions-League-Teilnehmer, aber längst ist sie nicht mehr so viel wert.

Dortmunds Größenwahn verdeckt allerdings auch einen anderen Aspekt deutscher Fußballrealität. Die Bundesliga hat im Konkurrenzkampf mit den europäischen Spitzenklubs zu wenig Geld. Die Fernseheinnahmen liegen in England, Spanien oder Italien um ein Vielfaches höher als die 300 Millionen für die Bundesligisten. Ein gut vorbereiteter Börsengang mit einem glaubwürdigen (Fußball-)Produkt wird deshalb weiterhin eine Alternative sein müssen.

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