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Meinung: „Olympia ist ein Wettkampf für Athleten...

..

... nicht für Veranstalter.“

Die Olympischen Spiele in Athen fand Jacques Rogge „fantastisch“. Aber die besten Spiele aller Zeiten waren es für ihn nicht. Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) mied am Abschlusstag in Athen jene bombastische Rhetorik, die sein Vorgänger Juan Antonio Samaranch so gern gepflegt hatte. Alle Spiele haben für Rogge ein eigenes Gesicht, ein unverwechselbares.

Das Gesicht der ersten Sommerspiele von Rogge war ein nüchternes. Im Zeitalter des Terrorismus blieb die Sicherheit die größte Herausforderung für den IOC-Chef, der sein Amt zwei Monate vor den Anschlägen vom 11. September 2001 angetreten hatte. Athens Organisatoren meisterten das Problem mit verschärften Kontrollen vor den Stadien und mit militärischer Hilfe der Nato. Dennoch waren die Spiele selten von schwerer Stimmung. In der renovierten Athener Innenstadt herrschte Fröhlichkeit, nicht Ängstlichkeit.

Ebenso markant war die Veränderung Olympias von innen. Unter Rogge, dem Chirurg und Orthopäden, fanden erstmals Anti-Doping- Spiele statt. 13 Sportbetrüger wurden nachträglich aus den Ergebnislisten gestrichen, darunter drei Olympiasieger. Fast noch einmal so viele Athleten wurden vor ihrem Start erwischt und wieder nach Hause geschickt. Mit 3500 Tests gab es so viele Kontrollen wie nie. Nun lässt das IOC alle Proben einfrieren – für nachträgliche Tests mit neuen medizinischen Methoden. Jacques Rogge ist ein sehr konsequenter Mann.

Der 62-Jährige, der fünf Sprachen spricht und sein Amt fünf weitere Jahre innehat, wird den Weg der nüchternen Erneuerung weitergehen. Aus dem IOC entfernt er der Korruption verdächtigte Mitglieder und verbreitert so seine Machtbasis. Mit kühlem Lächeln zertrennt er alte Seilschaften. Einer wie Juan Antonio Samaranch hatte in Athen nur noch die Aufgabe, Medaillen zu überreichen.

Jacques Rogge hat die Olympischen Spiele zu sich selbst zurückgeführt. Gigantismus ist nicht seine Sache. Ihm ist Glaubwürdigkeit wichtiger. Nur sie sichert aus Rogges Sicht den Spielen die Zukunft – und damit dem IOC Milliardeneinnahmen. Jacques Rogge selbst lieferte das Beispiel: Er wohnte in Athen mit den Sportlern im Olympischen Dorf. Das hat vor ihm noch kein IOC-Präsident getan.

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