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Olympia: Vorsprung durch Technik?

Mit Prothese zu den Olympischen Spielen? Oscar Pistorius darf in Peking starten, und zwar sowohl bei Olympia als auch bei den Paralympics. Robert Ide findet das richtig: Der Behindertensport braucht Botschafter, die über Grenzen gehen.

Wie er über die Laufbahnen dieser Welt rennt, elastisch, weil auf zwei Carbonfedern, da begeistert er auch Menschen, die sonst wenig für sportliche Wettkämpfe übrig haben. Oscar Pistorius, ein junger Südafrikaner, dem schon kurz nach der Geburt die Beine amputiert werden mussten, ist ein Ausnahmesprinter. Auf den Laufbahnen ist er mit seinen Prothesen meist schneller als Spitzensportler auf zwei Beinen. Im August darf er bei den Olympischen Spielen in Peking starten. Und dann läuft er wenige Wochen später auch bei den Paralympics. So verändert Pistorius den Sport: Er hebt Grenzen auf.

Seine Grenzen hat der organisierte Sport versucht zu verteidigen, mit einem Startverbot gegen Pistorius bei Olympia. Und es stimmt ja: Bis jetzt ist nicht einwandfrei geklärt, ob die Federn Pistorius nicht sogar einen Vorteil beim Laufen verschaffen. Technik-Doping eines Behinderten? Das würde den Sport nicht nur verändern, es könnte ihn sogar beschädigen. Denn Sport ist aufgebaut auf Regeln und ihrer Einhaltung. Der Streit, welche technische Vorrichtung bei Wettkämpfen erlaubt ist und welcher Starter mit Behinderung in welche Schadensklasse eingeordnet wird, begleitet die paralympische Bewegung. Dieses Dilemma ist von keiner Regel zu fassen. Aber sollte man es wirklich durch einen Ausschluss lösen?

Wenn Pistorius bei Olympia startet, wie es der Internationale Sportgerichtshof jetzt erlaubt hat, ist dies ein wichtiges Signal für Menschen mit Behinderung. Dafür, dass sie im Alltag des Sports angekommen sind – und in seiner Spitze. Die paralympische Bewegung hat schon heute viel für Sportler mit Handicap erreicht. Die Spiele der Menschen mit Behinderung sind von einem etwas verschämt behandelten Randereignis längst zu einem Sportfest von politischer und gesellschaftlicher Bedeutung geworden. Es geht nicht mehr um Mitleid, sondern um eine internationale Bühne für selbstbewusste Athleten, die auch ohne Beine im Leben stehen. Die Leichtathletin und Paralympics-Starterin Aimee Mullins, die wie Pistorius mit zwei Beinprothesen läuft, verdient in den USA als gefragtes Fotomodell viel Geld. Sie ist Botschafterin weit über den paralympischen Sport hinaus. Solche Botschafter braucht der Behindertensport, ja der Sport insgesamt. Dafür läuft Oscar Pistorius. Dafür sollte er laufen dürfen, auch bei Olympia.

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