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Opel: Unberechenbare Pirouetten

Am Ende haben es natürlich alle schon immer gewusst: Eine Staatshilfe für Opel war und ist falsch, weil der Staat keine Autos bauen kann – und die Wirtschaft eine Sache der Wirtschaft bleiben muss. Doch Triumphe sind fehl am Platz.

Die abermalige Kehrtwende der General-Motors-Manager, welche die deutsche Politik mit dem Zurückziehen aller Bürgschaftsanträge brüskieren, ist die Bestätigung: Gut, dass wir hart geblieben sind und Hilfe abgelehnt haben – die Reaktion von GM beweist es. Doch bewiesen ist gar nichts, Triumphe sind fehl am Platz. Die Pirouetten, die in Detroit gedreht werden, zeigen allenfalls, dass GM unberechenbar geblieben ist und während des anderthalb Jahre dauernden Dramas stets am längeren Hebel saß.

Das hätte man früher wissen können. Zum ersten Mal hat es der Konzern der Bundesregierung vor gut einem Jahr demonstriert, als er entschied, Opel doch nicht zu verkaufen. Nun, beim zweiten Mal, sehen die vier Bundesländer mit Opel-Werken und mehrere europäische Regierungen alt aus, weil sie noch vor wenigen Stunden glauben mussten, dass GM Hilfe braucht. Aber GM hilft sich wieder selbst. Das letzte Wort haben nicht Wirtschaftsminister und Kanzlerin, sondern GM-Chef Ed Whitacre und die US-Regierung, der 60 Prozent der Opel- Mutter gehören. Hätte die Regierung es also besser gelassen, sich mit dem kommunikationsunfähigen Autobauer einzulassen? Hätten die Beschäftigten ihren Beitrag zur Sanierung von mehr als einer Milliarde Euro verweigern sollen?

Es ist gut, dass sich kein Staatssekretär mehr öffentlich Gedanken über das Produktportfolio von Opel machen muss. Ebenso gut ist aber auch, dass GM nach quälenden Verhandlungen Verträge unterschrieben hat, die den Konzern festlegen und die Investitionen sichern – egal, ob mit oder ohne Steuergeld. Zur Erinnerung: 50.000 Opelaner weniger hätten auch mindestens 50.000 Zulieferer arbeitslos gemacht. Der Preis, den alle dafür bezahlt haben, dass es nicht dazu kommt, ist jedoch zu hoch. Die Politik hat sich erpressbar gemacht, die Marke Opel hat Schaden genommen. Es liegt an GM, diesen Schaden zu reparieren.

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