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Osten ohne Frauen: Auf Schwestern, zur Sonne! Von Matthias Schlegel

Vielleicht hätte man Alice Schwarzer bitten sollen, ihren Kommentar dazu abzugeben. Denn was soll man davon halten: Der Osten verödet nicht etwa gleichstellungsneutral, nein, die Verödung hat ein Geschlecht, und das ist männlich.

Vielleicht hätte man Alice Schwarzer bitten sollen, ihren Kommentar dazu abzugeben. Denn was soll man davon halten: Der Osten verödet nicht etwa gleichstellungsneutral, nein, die Verödung hat ein Geschlecht, und das ist männlich. Die Abwanderung, ohnehin eine Geißel ostdeutscher Regionen, treibt vorzugsweise Frauen, junge Frauen außer Landes. Sie suchen ihr Glück im Westen und hinterlassen eine von biertrinkenden, an Pommes-Buden oder vor Sportschau-Glotzen herumhängenden arbeitslosen Männern verunstaltete Landschaft, in der nur noch Neurosen blühen. So weit der – zugegebenermaßen etwas zugespitzte – Befund Berliner Wissenschaftler. Nähern wir uns der Sache ernsthaft, tun sich in der Tat beängstigende Perspektiven auf. Wo Frauen fehlen, fehlt Zukunft. Das liegt in der Natur der Sache. Die Entleerung und drohende Überalterung des Ostens gewinnt auf diese Weise eine zusätzliche Dynamik, die von der Demografie in ihrer Brisanz vielleicht noch gar nicht erkannt wurde.

Fragt man nach den Ursachen, stößt man wohl unweigerlich auf den Reflex eines Urtriebes, den schon Charles Darwin hätte erklären können: Um die Fortpflanzung ihrer Art zu sichern, begeben sich die Fortpflanzungswilligen dorthin, wo ihnen das Überleben der Art am besten ermöglicht wird. Sie folgen ihrem genetischen Instinkt und finden sich dort wieder, wo sie eine materielle Lebensgrundlage haben, wo sie sich exzellente Partnerwahl erhoffen und wo sie vielleicht auch die besten Bedingungen für ihren späteren Nachwuchs vermuten. Aus solchen Instinkten mag sich das herausgebildet haben, was wir heute als eine höhere Mobilitätsbereitschaft der Frauen bezeichnen. (Um jetzt von der modernen Frau nicht mit der Schlagwortkeule „Wir sind doch keine Gebärmaschinen“ erschlagen zu werden, noch der bescheidene Zusatz: Der Argumentationstipp kam von einer beruflich erfolgreichen Frau und Mutter).

Ergo: Der Osten braucht, natürlich, Arbeitsplätze. Aber er braucht dazu auch das, was drumherum ist: familienfreundliche Unternehmen, beste Betreuung und Bildung für Kinder und ein Umfeld, das Nestwärme bietet.

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