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Pakistan: Die Regierung will die Unzufriedenheit von sich ablenken

Mit ihrem Aufruf zu friedlichen Demonstrationen wollte die pakistanische Regierung die Wut der Leute kanalisieren. Und die richtet sich nicht nur gegen die USA.

Tote, Verletzte, verbarrikadierte Städte, Verwüstungen – wieder einmal gehen furchtbare Bilder aus Pakistan um die Welt. Die Regierung des Staates, in dem 97 Prozent der Bürger Muslime sind, hat einen offiziellen Protesttag auszurufen. Die Herren in Islamabad wollten mit dem Aufruf zu Demonstrationen wohl den Unmut lenken, den immer stärker werdende militante Fanatiker im Land schüren, die das Schmähvideo gegen den Propheten Mohammed zum Anlass nehmen. Ihnen offen entgegenzutreten traut sich derzeit ohnehin kaum ein Politiker. Demonstrationen sind ein gutes Ventil für Unzufriedenheit, mag sich die Regierung gedacht haben, und die richtet sich besser gegen andere als gegen uns. Denn die Pakistaner hätten allen Grund, ihren Unmut auf die Straße zu tragen: Die Wirtschaft geht in die Knie, ständig fällt der Strom aus, vor Tankstellen bilden sich Schlangen. Aber scheinheilige Manöver in einer derart aufgeheizten Lage sind gefährlich, nicht nur wegen all der Opfer am Freitag. Bei all dem sollte man nicht vergessen, dass in Pakistan fast 190 Millionen Menschen leben. Zehntausende Demonstranten sind nicht die Mehrheit. Viele Pakistaner haben für diese Proteste kein Verständnis – bei aller Liebe zum Propheten.

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