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Pakistans neuer Präsident: Ist der Ruf erst ruiniert

Man würde Asif Ali Zardari noch nicht mal seine Autoschlüssel anvertrauen, so übel ist der Leumund von Pakistans neuem Präsidenten. Der 53-Jährige gilt als Mann ohne Moral und Prinzipien, der zutiefst korrupt ist und über Leichen geht. Ausgerechnet der dubiose Bhutto-Witwer wird nun ein Land regieren, das über Atombomben verfügt. Und obendrein der wichtigste Frontstaat im Kampf gegen den Terror ist.

Ein Hoffnungsträger sieht anders aus. Zwar gibt sich Zardari geläutert und gereift, doch seine Anfänge sind wenig vielversprechend. Reihenweise brach er Zusagen und zog den Koalitionspartner, die Muslim-Liga, über den Tisch, die darauf erzürnt das Bündnis verließ. Bis heute sperrt er sich dagegen, den vom damaligen Militärherrscher Musharraf geschassten Chefrichter Iftikhar Chaudry wieder einzusetzen. Pakistans zaghaft erstarkte Zivilgesellschaft, die gegen Musharraf und für die Demokratie gekämpft hat, fühlt sich zu Recht verraten und hintergangen.

Trotzdem wäre es voreilig, den Stab über Zardari zu brechen. Gerade weil sein Ruf nicht schlechter sein könnte, hat er alle Chancen, positiv zu überraschen – sofern er die gewaltigen Probleme anpackt. Seine Wahl könnte zunächst ein wenig mehr Stabilität bringen. Weil er die Macht bündelt, steht er nun in der politischen Verantwortung. Zudem werden die USA mit Argusaugen über ihn wachen. Pakistan ist faktisch bankrott und braucht massive Finanzhilfen aus dem Ausland, um einen völligen Kollaps der Wirtschaft abzuwenden. Das weiß auch Zardari. Deshalb beteuert er nun eifrig, dass er den Anti-Terror-Kampf fortsetzen und härter gegen Extremisten durchgreifen will.

Dennoch bleibt der Bhutto-Witwer ein unberechenbarer Verbündeter. Musharraf mag ein Militärdiktator gewesen sein, aber er hatte zumindest eine Vision: Er träumte von einem modernen, liberalen Pakistan. Wofür Zardari steht, weiß niemand. Und dass auf sein Wort wenig Verlass ist, hat er zur Genüge bewiesen. Obendrein fehlt ihm Rückhalt. Er hat zwar die USA, aber bisher nicht das Volk hinter sich. Dass er nun an die Spitze Pakistans rückte, hat er der Sympathiewelle nach dem Tod seiner Frau und auch den USA zu verdanken. So bleibt zu wünschen, dass Washington nicht auf den falschen Mann gesetzt hat. Und sich die Menschen nicht bald einen neuen Musharraf wünschen.

Christine Möllhoff

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