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Papst und Missbrauch: Der Weg zur Buße

Selbst Deutschlands ablehnender Intelligenz erschien die Wahl Joseph Ratzingers zum Papst als historisches Ereignis. Unser Papst – jetzt, angesichts immer neuer Enthüllungen und neuer Vorwürfe gegen den ehemaligen Kardinal, klingt das wie ein Vorwurf.

Unser Papst auf diesem Stuhl, dem „Heiligen Stuhl“, der einem Thron gleicht, herausgehoben durch ein Gefolge in Milliardenzahl und die Behauptung, unfehlbar zu sein – selbst der ablehnenden Intelligenz des Landes erschien die Wahl Joseph Ratzingers als historisches Ereignis. Und war er nicht auch, neben all seiner Konservativität, neben seinem weiß Gott nicht immer segensreichen Wirken als Präfekt der Glaubenskongregation, der geläuterten Nachfahrin der Inquisition, ein höchst Gelehrter? Ein Disputierer vor dem Herrn? Einer, dessen Fähigkeit zu denken das eigentlich Herausgehobene an ihm war?

Unser Papst – jetzt, angesichts immer neuer Enthüllungen und neuer Vorwürfe gegen den ehemaligen Kardinal, klingt das wie ein Vorwurf. Nicht nur, dass Benedikt XVI. doch qua Amt berufen ist, dem Diktum der Bibel Geltung zu verschaffen, derzufolge Missbrauch ein große Sünde ist. Nun soll er zuvor als oberster Glaubenswächter nur das Wohl der Kirche gesehen und dafür das der ihr Anempfohlenen gering geachtet haben. Wenn das wahr wäre, wenn es nicht, wie der Vatikan glauben machen will, eine Art Verschwörung ist, um das Oberhaupt dieser Kirche und damit sie zu schwächen, was für sich genommen endzeitlich wirkt – dann muss er auch als Person um Vergebung einkommen. Der Stellvertreter Christi muss es ohnedies, für die Verfehlungen seiner Kirche, die jeden Tag offenbar werden. Und Buße muss er tun.

In der katholischen Kirche kann Buße das Erfüllen eines Werks der Wiedergutmachung bedeuten. Es kann in Gebet, Almosen, Dienst am Nächsten oder freiwilligem Verzicht bestehen. Der einzig wirklich freiwillige Rücktritt eines Papstes ist wohl der von Coelestin V. am 13. Dezember 1294. Der 80-jährige Eremit stand im Ruf der Heiligkeit; er war aber mit dem Amt überfordert, gab als Gründe Krankheit und Unwissenheit im Umgang mit der Kurie an. Coelestin wird bis heute verehrt.

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