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Papst und Missbrauch: Macht und Gewalt

Die neuesten Enthüllungen über Missbrauchsfälle in einem hessischen Eliteinternat zeigen: Es wäre falsch, die aktuelle Debatte auf den Umgang der Kirche mit Sexualität und Autorität zu verengen.

Ein Bischof, der einer Bundesjustizministerin ein Ultimatum stellt und sich selbst damit praktisch über Recht und Gesetz stellt, Papstbruder Georg Ratzinger, der vermutet, hinter den Missbrauchsvorwürfen steckten „Feindseligkeit der Kirche gegenüber“ und „die bewusste Intention, schlecht über die Kirche zu reden“: Auch nach Wochen mit immer neuen Nachrichten über menschenunwürdige Zustände in vielen kirchlichen Einrichtungen haben einige Kirchenmänner offenbar noch immer nicht begriffen, dass die Kirche über Jahrzehnte schwere Schuld auf sich geladen hat – moralisch wie juristisch. Gleichwohl: Die neuesten Enthüllungen über Missbrauchsfälle in einem hessischen Eliteinternat, das keine kirchliche Einrichtung ist, zeigen einmal mehr: Es wäre falsch, die Debatte auf den Umgang der Kirche mit Sexualität und Autorität zu verengen. Vielmehr geht es um das gesellschaftliche Klima in den 50er und 60er Jahren, als Autorität noch mit Macht und Machtausübung nicht selten mit Gewalt gleichgesetzt wurde. In Heimen und Internaten, wo vermeintlich Starke – wie Geistliche, Lehrer oder Erzieher – auf schutzlose Kinder stießen, hat dies zu Gewaltexzessen geführt. Und die Fälle aus späteren Jahren belegen, dass sich dieses Klima hier länger gehalten hat als anderswo – vor allem in kirchlichen Einrichtungen. Das gilt es aufzuarbeiten. uls

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